Bahnhof Canfranc: eine Architektur-Ikone erstrahlt in neuem Glanz

Einer der schönsten historischen Bahnhöfe Spaniens – der Bahnhof Canfranc – wurde vollstĂ€ndig restauriert und zu einem Luxushotel umgewandelt

Der Bahnhof Canfranc vor seiner Wiedereröffnung.
InhaltsĂŒbersicht
1. Der Bahnhof Canfranc – fast 100 Jahre Geschichte
2. Das alte BahnhofsgebĂ€ude – eine Ikone der Industriearchitektur
3. Die Restaurierung von Canfranc – Wiedereröffnung unter Wahrung des Kulturerbes
4. Canfranc Estación – Das Hotel
5. Die Umgebung von Canfranc – Urlaub in den PyrenĂ€en

Der Bahnhof Canfranc ist einer jener magischen Orte, dessen bloßer Anblick uns Geschichten aus einer anderen Zeit zu erzĂ€hlen scheint. Das opulente GebĂ€ude, das den auslĂ€ndischen Reisenden einen ersten ĂŒberwĂ€ltigenden Eindruck des modernen Spaniens bieten sollte, war der erste und einzige internationale Bahnhof, der Frankreich und Spanien ĂŒber die PyrenĂ€en miteinander verband. 1928 eingeweiht, begann seine Dekadenz ab 1970, als ein entgleister Zug auf der französischen Seite die BrĂŒcke von L`Estanguet zum EinstĂŒrzen brachte und die internationale Bahnverbindung aufgegeben wurde. Das gewaltige BahnhofsgebĂ€ude wurde von nun an nicht mehr als solches genutzt und ließ mit der Zeit die unausweichlichen Folgen des Verfalls sehen. GlĂŒcklicherweise wurde es 2002 zum geschĂŒtzten Kulturgut erklĂ€rt, was eine erste wichtige Voraussetzung fĂŒr die Restaurierung darstellte. Jetzt, in 2022, wurden die letzten Restaurierungsarbeiten endlich abgeschlossen und wird das historische GebĂ€ude ein erstklassiges Luxushotel beherbergen. Eine einmalige Location, nicht nur fĂŒr Fans von Eisenbahnen...

Der Bahnhof Canfranc – fast 100 Jahre Geschichte

Die Idee, Spanien und Frankreich mit einer Bahnlinie ĂŒber die PyrenĂ€en miteinander zu verbinden, stammt bereits aus dem 19. Jahrhundert. Die ersten konkreten VertrĂ€ge und Vorbereitungen des Projektes begannen ab 1904, und 1923 wurde mit dem Bau begonnen. Als der Bahnhof Canfranc 1928 schließlich eingeweiht wurde, waren sowohl der damalige spanische König Alfons XIII. als auch der französische PrĂ€sident Gaston Doumergue bei diesem historischen Moment zugegen. Seitdem hat der Bahnhof eine mehr als bewegte Geschichte durchgemacht, die vor allem von politischen Ereignissen geprĂ€gt war.

Seit seiner Einweihung 1928 hat der Bahnhof eine mehr als bewegte Geschichte durchgemacht, die vor allem von politischen Ereignissen geprÀgt war

Nach einer ersten BlĂŒtezeit in den dreißiger Jahren sperrte Francos Armee den Tunnel nach Frankreich wĂ€hrend des Spanischen BĂŒrgerkriegs, um einen eventuellen Einfall von französischer Seite zu verhindern. SpĂ€ter, wĂ€hrend des Zweiten Weltkriegs wurde die Strecke genutzt, um Wolfram aus Galizien an die Nazis zu liefern, wĂ€hrend von deutscher Seite Gold nach Spanien transportiert wurde. Zwischen 1945 und 1949 war die Bahnverbindung aufgrund von Uneinigkeiten zwischen der spanischen und französischen Regierung ganz stillgelegt, in den 50er Jahren erlebte sie aber noch einmal eine neue BlĂŒtezeit. Ab den sechziger Jahren begann dann eine langsame Dekadenz, die schließlich mit dem ZugunglĂŒck von 1970 zur endgĂŒltigen Stilllegung der Strecke fĂŒhrte.

Bahnhof Canfranc mit Bergen im Hintergrund.

Der Bahnhof Canfranc liegt pittoresk inmitten der PyrenÀen

Das alte BahnhofsgebĂ€ude – eine Ikone der Industriearchitektur

Architektonisch interessant ist das alte BahnhofsgebĂ€ude vor allem aus zwei GrĂŒnden: aufgrund seiner gewaltigen GrĂ¶ĂŸe und aufgrund der eleganten Mischung verschiedener Stile und Materialien.

Die erstaunliche GrĂ¶ĂŸe des GebĂ€udes mit einer LĂ€nge von 241 Metern und 75 TĂŒren auf jeder seiner Seiten erklĂ€rt sich aus seinem internationalen Charakter und den Gepflogenheiten der Zeit. So musste auf dem Bahnhof alles doppelt – fĂŒr spanische und fĂŒr französische StaatsbĂŒrger – vorhanden sein: Zoll, Geldwechsel, Polizei, Post, Telegraph, Krankenstation... Auch Restaurants und ein internationales Hotel waren in dem Bahnhof untergebracht. Dazu kommt, dass die Spurweite der Gleise in Spanien und Frankreich unterschiedlich ist. Aus diesem Grund mussten sowohl Waren als auch Passagiere in Canfranc den Zug wechseln und waren zwei Rangiergleise auf jeder Seite des Bahnhofs nötig. Man kann sich vorstellen, was fĂŒr ein reges Treiben seinerzeit auf dem Bahnhof geherrscht haben muss!

Aufgrund der unterschiedlichen Spurweite der Gleise in Spanien und Frankreich mussten sowohl Waren als auch Passagiere in Canfranc den Zug wechseln

Stilistisch befinden wir uns auf den ersten Blick vor einer typisch französischen Palastarchitektur des 19. Jahrhunderts. Die Verwendung von Glas, Zement und Eisen verleihen dem GebĂ€ude auf der anderen Seite jedoch ebenfalls einen sehr industriellen Charakter. Weitere Materialien wie der Schiefer des Daches sorgen zudem fĂŒr subtile und ungewöhnliche Farbabstufungen an der Fassade. Auch die Ă€ußerst elegante Innenarchitektur wies mit ihren großen Fenstern, klassizistischen Elementen wie Pilastern sowie Art-DĂ©co-Holzverzierungen eine besondere Kombination verschiedener Stilrichtungen auf. Die imposante Empfangshalle des Bahnhof Canfranc beherbergt heute die Rezeption des Hotels. 

Die Restaurierung von Canfranc – Wiedereröffnung unter Wahrung des Kulturerbes

Die Restaurierung des Bahnhof Canfranc geschah in verschiedenen Etappen. Nach einem ersten, wegen Geldmangels unterbrochenen Versuch zwischen 2006 und 2009, begann der zweite Anlauf im Jahre 2014. Das Hauptaugenmerk lag selbstverstĂ€ndlich darauf, die ursprĂŒngliche Struktur und Ästhetik des historischen GebĂ€udes wieder in Stand zu setzen, ohne Elemente zu verfĂ€lschen. Ein weiterer Ansatz war, einen neuen Verwendungszweck fĂŒr das alte GebĂ€ude zu finden, und andererseits einen neuen, modernen Bahnhof fĂŒr den heutigen Zugverkehr zu gestalten. Es fĂ€hrt in der Gegenwart nĂ€mlich zwar kein Zug von Canfranc nach Frankreich, wohl aber ein Inlandszug nach Zaragoza. Und auch die Idee einer Zugverbindung Frankreich-Spanien wurde nicht vollstĂ€ndig aufgegeben, es finden bereits seit einigen Jahren Planungsarbeiten und Verhandlungen zu dem Thema statt. So ist es vielleicht nicht mehr lange hin, dass man wieder mit dem Zug durch die PyrenĂ€en nach Spanien fahren kann.

Das Wintersportgebiet CandanchĂș in der NĂ€he des Bahnhof Canfranc.

Der Bahnhof Canfranc liegt in der NĂ€he von herrlichen Skigebieten

Canfranc Estación – Das Hotel

Um sich der Erhabenheit des GebĂ€udes wĂŒrdig zu erweisen, hat die BarcelĂł Hotel Group es zu einem 5-Sterne-Luxushotel seiner Marke „Royal Hideaway“ gemacht. Bei der Gestaltung der 104 Zimmer des Hotels wurde aufs Detail geachtet und eine Ästhetik gewĂ€hlt, die den Gast mit ausgewĂ€hlten Materialien und Farbabstufungen in die zwanziger Jahre zurĂŒckversetzt. SpektakulĂ€r ist ebenfalls das Luxusrestaurant, das in zwei alten, restaurierten Waggons im Stil des 19. Jahrhunderts eingerichtet wurde und sich hinter dem Hotel befindet. Hier schlagen die Herzen jedes Eisenbahnfans höher! 

Trotz des historischen Ambientes braucht der Gast selbstverstÀndlich nicht auf den modernen Luxus zu verzichten, den ein 5-Sterne-Hotel GL auszeichnet

Trotz des historischen Ambientes braucht der Gast selbstverstĂ€ndlich nicht auf den modernen Luxus zu verzichten, den ein 5-Sterne-Hotel GL auszeichnet. Dazu gehört unter anderem auch der 420 mÂČ große Wellnessbereich im Untergeschoss, der sich ideal zur Erholung nach dem Wandern oder Skifahren anbietet.

Das Canfranc EstaciĂłn, a Royal Hideaway Hotel 5*GL ist ĂŒbrigens nicht das erste historische GebĂ€ude der Region, das von der BarcelĂł Hotel Group in ein Luxushotel umgewandelt wurde. Ebenfalls im Herzen der aragonesischen PyrenĂ€en befindet sich das BarcelĂł Monasterio de Boltaña, das in den Mauern eines alten Klosters aus dem 17. Jahrhundert errichtet wurde.

Bahnhof Canfranc: Rezeption des neuen Hotels im Bahnhof.

Die neue Hotelrezeption in der alten Empfangshalle des Bahnhofs

Die Umgebung von Canfranc – Urlaub in den PyrenĂ€en

Auch wenn es verlockend erscheinen mag, sollte man nicht den ganzen Urlaub im Hotel verbringen! Die aragonesischen PyrenÀen sind ein hervorragendes Urlaubsziel, und Canfranc ist der perfekte Ausgangspunkt, um sie zu entdecken.

Canfranc-Pueblo und Canfranc-EstaciĂłn

Bei Canfranc muss man zwischen dem ursprĂŒnglichen, im 11. Jahrhundert gegrĂŒndeten Ort („Canfranc-Pueblo“) und dem Ort, der erst im 20. Jahrhundert rund um den Bahnhof entstanden ist („Canfranc-EstaciĂłn“) unterscheiden. Canfranc-Pueblo liegt etwa 4 km von Canfranc-Bahnhof entfernt und ist ein Ă€ußerst pittoresker Ort, der es wert ist, durch seine mittelalterlichen Gassen zu streifen und alte GebĂ€ude wie die Iglesia de la AsunciĂłn (Himmelfahrtskirche) aus dem 12. Jahrhundert zu entdecken. Auch die zahlreichen Bunker aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg sind eine beliebte SehenswĂŒrdigkeit der Umgebung. Canfranc liegt zudem auf dem Jakobsweg, und von jeher lebten seine Einwohner teilweise von der Beherbergung der Pilger. Aus diesem Grund wird das neue Informationszentrum des Jakobswegs in einem der alten NebengebĂ€ude des Bahnhof Canfranc untergebracht werden.

Canfranc: Ruinen einer alten Kirche

Die Wanderungen in der Umgebung fĂŒhren zu pittoresken Zeitzeugen des Mittelalters

Wandern in Canfranc

Besonders beliebt ist Canfranc aufgrund seiner hervorragenden Lage, die perfekt fĂŒr einen PyrenĂ€en-Urlaub geeignet ist. Zahlreiche Wanderrouten fĂŒhren von hier aus durch eine herrliche, grĂŒne Landschaft, wie zum Beispiel in die Berge des Naturparks Los Valles Occidentales oder zur beeindruckenden Gruta Helada de los Lecherines, einer Höhle auf 2000 Metern Höhe, wo man wĂ€hrend einiger Wochen im Winter gewaltige EissĂ€ulen bestaunen kann. Ein Wanderurlaub lohnt sich also zu jeder Jahreszeit, obwohl die Bedingungen im Sommer insbesondere in den höheren Lagen besser sind.

Skifahren in Canfranc

Ein weiterer Grund, in Canfranc Urlaub zu machen, sind die beiden beliebten Wintersportgebiete CandanchĂș und AstĂșn, die nur wenige Kilometer vom Ort entfernt unterhalb des Bergpasses von Somport liegen. Nicht wenige Skiurlauber wĂ€hlen deshalb Canfranc als Basis zum Skifahren in den PyrenĂ€en und wechseln zwischen CandanchĂș und AstĂșn ab, um den Tag dann genĂŒsslich im Hotel in Canfranc mit Blick auf die Berge bei einem guten aragonesischen Essen ausklingen zu lassen.


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