Berühmte Abenteurerinnen: Frauen auf Reisen entgegen aller Konventionen
Die Geschichte ist voll von Frauen, die sich den Konventionen ihrer Zeit widersetzten, um die verborgensten Ecken der Welt zu entdecken. In diesem Artikel stellen wir sieben berühmte Abenteurerinnen vor, die durch ihre Reisen die Welt verändert haben
Nicht immer war es leicht, als Frau alleine zu verreisen. Noch heute wird man schräg angesehen oder mit Bedenken übergossen, wenn man ankündigt, dass man auf eigene Faust eine Reise, geschweige denn eine Abenteuerreise machen möchte. Man stelle sich vor, mit welchen Widerständen die Frauen früherer Zeiten zu kämpfen hatten. Berühmte Abenteurerinnen, Weltenbummlerinnen und Entdeckerinnen sind darum eine große Inspiration. Sie zeigen uns, dass Grenzen relativ sind und dass wir mit genügend Selbstvertrauen und Leidenschaft Dinge erreichen können, die andere für unmöglich halten. Heute ist ein Urlaub in Sri Lanka oder ein Kurztrip nach Jakarta auch für Frauen nichts Ungewöhnliches mehr. Aber damit wir heute diese Freiheit genießen können, musste es Reise-Pionierinnen geben, die uns die Grenzen des Möglichen erweiterten. Die Liste ist zu lang, um sie alle zu erwähnen. Darum stellen wir euch zum Weltfrauentag nur eine kleine Auswahl an Frauen vor, die die Reise-Welt für immer verändert haben.
Isabel Barreto: In der Zeit der großen Entdeckungen gab es auch berühmte Abenteurerinnen
Das 16. Jahrhundert war wahrlich keine Zeit, in der Frauen es leicht hatten, in wichtige Positionen aufzusteigen. Es war aber auch die Zeit der großen Entdeckungen, eine Epoche, in der die Welt auf einmal viel weiter erschien und damit auch die Horizonte. In den exotischen, unbekannten Welten der Karibik, des Amazonas oder der Südsee entstand ein mystischer Raum der Freiheit, in dem auf einmal alles möglich schien. Und so waren es nicht wenige Frauen, die hier in irgendeiner Weise ihr Stückchen Freiheit ergatterten. Einige von ihnen sind als berühmte Abenteurerinnen in die Geschichte eingegangen, andere – die Mehrheit – in Vergessenheit geraten. Eine dieser Frauen war Isabel Barreto (1567-1612?). In Galizien (Spanien) geboren, ging sie als Kind mit ihren Eltern ins damalige Vizekönigreich Peru, wo sie Álvaro de Medaña heiratete, der im Jahre 1595 die Expedition zu den Salomon-Inseln anführte.
An dieser Expedition nahmen auch mehrere Frauen teil, was sehr ungewöhnlich war für die Zeit
An dieser Expedition nahmen auch mehrere Frauen teil, was sehr ungewöhnlich war für die Zeit. Der Mann und der Bruder von Isabel Barreto kamen bei der Expedition ums Leben, nicht ohne sie vorher als ihre Nachfolgerin zu bestimmen. So war Isabel wohl die erste Frau der Geschichte, die einen Admiralstitel trug. Sie brachte die Expedition schließlich zu einem sicheren Hafen, aber ihre Abenteuerlust war damit nicht zu Ende. Auf den Phillipinen heiratete sie den General Fernando de Castro, mit dem sie noch viele weitere Expeditionen unternahm.
Isabel Barreto in einer historischen Darstellung
Jeanne Baret: die erste Weltumseglerin der Geschichte
Die französische Botanikerin Jeanne Baret (1740-1807) ist dafür berühmt, als erste Frau die Welt umsegelt zu haben. Und zwar tat sie dies als Mann verkleidet, denn zu ihren Lebzeiten waren Frauen auf Schiffen der französischen Marine verboten. Ein Trick, den auch andere berühmte Abenteurerinnen im Laufe der Geschichte angewendet haben. Sie heuerte 1766 als Assistentin des Botanikers Philibert Commerson auf der ersten französischen Weltumseglung unter Leitung des Kommandanten Louis Antoine de Bougainville an. Es wird angenommen, dass Commerson in den Plan eingeweiht war, da Jeanne Baret bereits vorher zwei Jahre lang für ihn gearbeitet hatte. Wie dem auch sei, wurden ihre (bzw. „seine“) botanischen Kenntnisse und ihr Mut bei den Landgängen vom Kommandanten ausdrücklich gelobt, und anscheinend bemerkte niemand, dass es sich um eine als Mann verkleidete Frau handelte.
Ihre („seine“) botanischen Kenntnisse und ihr Mut bei den Landgängen wurden vom Kommandanten ausdrücklich gelobt, und anscheinend bemerkte niemand, dass es sich um eine als Mann verkleidete Frau handelte
Kurioserweise bemerkten dies jedoch sofort die Ureinwohner von Tahiti, und dies war anscheinend der Grund, warum ihre Tarnung schließlich aufflog. Gnadenlos wurde sie aus der Expedition entlassen und musste sich fortan alleine durchschlagen. Auf der Insel Mauritius heiratete sie später einen französischen Offizier, mit dem sie schließlich zurück nach Frankreich segelte. So war sie die erste Frau, die – trotz einer kleinen Unterbrechung – die ganze Welt umsegelte.
Jeanne Baret als Mann verkleidet, Kupferstich von Giuseppe dall'Acqua
Ida Laura Pfeiffer: eine Reise-Pionierin der Biedermeierzeit
Die Geschichte von Ida Laura Pfeiffer (1797-1858) lehrt uns, dass es nie zu spät ist, wenn es darum geht, die eigenen Träume zu verwirklichen. Die Lust auf Abenteuer wurde bei der Österreicherin, die in der tiefsten Biedermeierzeit aufwuchs, bereits in der Kindheit geweckt, denn ihr Vater erzog sie genau wie ihre Brüder mit körperlicher Ertüchtigung und Abenteuerlektüren. Der Tod ihres Vaters, als sie neun Jahre alt war, bedeutete einen Bruch in dieser Erziehung, denn ihre Mutter wollte aus ihr eine Dame der feinen Gesellschaft machen und drängte sie schließlich in eine Vernunftehe, aus der zwei Kinder hervorgingen. Ihre Rolle als Ehefrau und Mutter erfüllte Ida tadellos, aber als die Kinder endlich groß und selbstständig waren, sah sie, dass ihr Moment gekommen war.
Ihre Rolle als Ehefrau und Mutter erfüllte Ida tadellos, aber als die Kinder endlich groß und selbstständig waren, sah sie, dass ihr Moment gekommen war
Mit bereits 45 Jahren machte sie sich auf ihre erste große Reise in den Nahen Osten, unter dem Vorwand, ins gelobte Land pilgern zu wollen, was etwas ehrbarer aussah, denn als Frau alleine zu reisen, war zu dieser Zeit etwas vollkommen Undenkbares. Bei ihrer Rückkehr wurde sie ermutigt, ihr Reisetagebuch zu veröffentlichen. Das Buch wurde ein wahrer Bestseller und die Einkünfte ermöglichten ihr, weitere Reisen zu unternehmen. Rio de Janeiro, Chile, Tahiti, Hongkong, Borneo, die Molukken, Singapur und ein langes Etcetera – zweimal umrundete diese außergewöhnliche Abenteurerin die Welt und veröffentlichte ihre Erfahrungen in vielen Büchern, die eine tolle Inspiration für weltreisende Frauen auch in modernen Zeiten sind.
Ida Laura Pfeiffer (Foto von Wikimedia commons).
Ynes Mexia: Mit dem Kanu durch den Amazonas
Man kann Reisen aus Leidenschaft, man kann aber auch Reisen für eine Leidenschaft. Die Leidenschaft von Ynes Mexia (1870-1938) waren die Pflanzen. Eigentlich schon immer, aber erst nach zwei gescheiterten Ehen und einer großen Lebenskrise, begann sie mit bereits 51 Jahren, ernsthaft Botanik zu studieren. Der Entdeckerdrang dieser mexikanisch-US-amerikanischen Forscherin trieb sie in die entlegensten und unwirtlichsten Gegenden Mexikos und Südamerikas. Unzählige Menschen rieten ihr davon ab, es sei unmöglich, als Frau alleine durch Lateinamerika zu reisen.
Unzählige Menschen riet ihr davon ab, es sei unmöglich, als Frau alleine durch Lateinamerika zu reisen
Aber Ynes Mexia ließ sich davon nicht beirren und entdeckte auf ihren Expeditionen über 500 bis dahin unbekannte Pflanzenarten, wie zum Beispiel die Mexianthus mexicanus, die nach ihr benannt wurde. Sie gilt als eine der größten Botanikerinnen ihrer Zeit, und kaum jemand hat so viele Pflanzen gesammelt wie sie, Pflanzen, durch deren Verkauf an Sammler und Institutionen sie ihre Reisen finanzierte. Berühmte Entdeckerinnen wie Ynes Mexia sind eine Inspiration nicht nur für Abenteurerinnen, sondern auch für Wissenschaftlerinnen. Vielleicht siehst du ja bei deinem nächsten Urlaub in Mexiko die ein oder andere Spezies, die von Ynes Mexia entdeckt wurde (und sei es nur im botanischen Garten).
Eine späte Aufnahme von Ynes Mexia
„Queen“ Bessi Coleman: die Königin der Lüfte
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Dies könnte wohl das Lebensmotto von Bessi Coleman (1892-1926) sein, die sich nicht nur gegen die Vorurteile gegenüber Frauen, sondern auch gegen den ausgeprägten Rassismus ihrer Zeit durchsetzen musste. Sie war die Tochter einer Afroamerikanerin und eines Cherokee und wuchs in besonders ärmlichen Verhältnissen auf. Trotzdem gelang es der intelligenten jungen Frau, einige Bildung zu erwerben und gehört heute dank ihrer Hartnäckigkeit zu den Frauen, die die Welt verändert haben. Ihr Interesse für das Fliegen wurde geweckt, als sie während ihrer Arbeit in einem Friseursalon die Geschichten der Piloten hörte, die aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrten. Allerdings waren in den USA die Pilotenschulen sowohl den Frauen als auch den Schwarzen verwehrt, so dass sie gleich doppelt abgewiesen wurde.
Pilotenschulen waren in den USA sowohl den Frauen als auch den Schwarzen verwehrt, so dass sie gleich doppelt abgewiesen wurde
Bekannte ermutigten sie dazu, es im Ausland zu probieren, und so ging sie nach Frankreich, wo sie als erste Frau den internationalen Pilotenschein erwarb. Auch ihre weitere Ausbildung zur Kunstfliegerei musste sie in Frankreich und den Niederlanden absolvieren, da ihr in den USA niemand Unterricht geben wollte. Erst als sie eine große Meisterschaft erreicht hatte und für große Shows auch in ihrem Heimatland angeheuert wurde, begann sie, zu einem Star zu werden. Der tollkühne Flugstil von „Queen Bess“ wurde zu einer wahren Sensation. Leider konnte sie ihren großen Traum, eine Pilotenschule für Afroamerikaner zu gründen, nicht verwirklichen, da sie mit 34 Jahren bei einem durch einen technischen Defekt verursachten Absturz ums Leben kam. Bessi Coleman gehört zu den großen Pionierinnen der Flugkunst und war und ist eine Inspiration für Generationen von Afroamerikanerinnen.
Internationaler Pilotenschein von Bessi Coleman (Quelle: Fédération Aéronautique Internationale - Smithsonian Nationalair and Space Museum)
Freya Stark: die Faszination des Orients
Die große Faszination von Freya Stark (1893-1993) für den Orient begann bereits mit neun Jahren, als man ihr zum Geburtstag das Buch Tausendundeine Nacht schenkte. Die Tochter eines Engländers und einer Italienerin begann ihr erstes Abenteuer, als sie im Ersten Weltkrieg als freiwillige Krankenschwester beim Roten Kreuz diente. 1927 unternahm sie dann ihre erste lange Reise nach Beirut, wo sie im Hause des Schriftstellers James Elroy Flecker wohnte und wo der Orient sie vollends in ihren Bann schlug.
Berühmt wurde sie vor allem durch ihre gefährlichen Expeditionen in die arabische Wüste unter extremsten Bedingungen
Berühmt wurde sie vor allem durch ihre gefährlichen Expeditionen in die arabische Wüste unter extremsten Bedingungen, die sie als eine der ersten Personen nicht-arabischer Herkunft durchstreifte und wo sie noch unbekannte Orte wie das Tal der Assassinen entdeckte, wofür sie den Preis der Royal Geographical Society erhielt. Ihre Erfahrungen veröffentlichte sie in zahlreichen Büchern, die eine ideale Lektüre für einen Urlaub im Orient darstellen. Weibliche Entdeckerinnen wie Freya Stark beweisen, dass es angesichts der Gefahren eines Lebensraums wie der Wüste keinen Unterschied ausmacht, ob man einen Mann oder eine Frau ist. Es kommt nur auf den Mut, die Entschlossenheit und den Entdeckerdrang an.
Freya Stark auf einer Briefmarke
Nellie Bly: in 72 Tagen um die Welt
Nelly Bly (bürgerlich Elizabeth Kane Cochran, 1864-1922) war eigentlich Journalistin, und zwar eine ausgezeichnete. Sie gilt als Pionierin des investigativen Undercover-Journalismus. So deckte sie beispielsweise Missstände in psychiatrischen Einrichtungen auf. Internationale Berühmtheit erlangte sie jedoch durch eine Idee, die sie selber ihrer Zeitung, der New York World vorschlug, die zunächst jedoch abgelehnt wurde, weil sie unmöglich erschien: Nelly Bly wollte beweisen, dass es mit den Transportmitteln der damaligen Zeit möglich war, die von Jules Verne beschriebene Reise um die Welt tatsächlich in 80 Tagen zurückzulegen.
Die Zweifel des Verlags lagen dabei nicht so sehr an der Zeit, sondern darin, dass sie meinten, dass Frau nicht alleine reisen könne
Die Zweifel des Verlags lagen dabei nicht so sehr an der Zeit, sondern daran, dass sie meinten, dass man als Frau nicht alleine reisen könne und außerdem zu viel Gepäck benötigen würde. Schlagfertig antwortete sie darauf, es könne ja ruhig ein Mann machen, aber für eine andere Zeitung. Dieses Argument genügte, und Nelly Bly machte sich am 14. November 1889 auf den Weg, um am 25. Januar 1890 wieder zurück in New York zu sein: acht Tage früher als geplant! Das Experiment war ein voller Erfolg, und Nelly besuchte auf ihrer Reise viele interessante Orte wie Sri Lanka, Malaysia oder Yokohama und lernte sogar Jules Verne höchstselbst kennen. Das Besondere an ihrer Reise war, dass sie vollkommen ohne männliche Begleitung oder Schutz reiste, was für die Frauen der damaligen Zeit ein großes Beispiel und sicher auch eine Inspiration für viele berühmte Abenteurerinnen der Moderne war.
Nelly Bly, die Weltreisende