Berühmte Filmschauplätze, die nicht das sind, was sie zu sein scheinen
Viele berühmte Filmschauplätze stimmen nicht mit ihren Drehorten überein. Vom Westerndorf in Andalusien bis zum Buenos Aires, das eigentlich Budapest ist.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Filmindustrie schafft wie keine andere Illusionen und versetzt uns in fremde Welten und Kulturen. Dabei ist die Illusion oft so perfekt, dass wir die Täuschung gar nicht bemerken. Was wir im Film ohne weiteres als Paris akzeptieren, ist in Wirklichkeit Barcelona, der Wilde Westen ist eigentlich Andalusien und Havanna ist normalerweise alles Mögliche, nur nicht Havanna. So kann man im Urlaub oft ganz unerwartet berühmte Filmschauplätze antreffen, wenn man nur darauf hingewiesen wird. Denn nicht jeder weiß zum Beispiel, dass Evita in Budapest gedreht wurde. Wenn man sowas aber weiß, betrachtet man seinen Urlaubsort gleich mit ganz anderen Augen. Vielleicht schaut man sich auch den Film nochmal an. Damit du nicht aus dem Urlaub zurückkommst, und erst hinterher feststellst, dass du am Drehort deines Lieblingsfilms gewesen bist, stellen wir hier sieben Urlaubsorte vor, an denen man unerwartete Filmschauplätze entdecken kann.
Cádiz: James Bond – Stirb an einem anderen Tag
Vor allem die Herren der Schöpfung werden sich wohl an die herrliche Szene erinnern, in der Halle Berry – in einer offensichtlichen Hommage an das erste Bondgirl Ursula Andress – aus dem blauen Meer am Strand von Havanna steigt. Von Havanna? Nicht ganz: Etwa 7300 km entfernt auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans befindet sich die kleine Küstenstadt Cádiz, die aufgrund ihrer unwahrscheinlichen Ähnlichkeit mit Havanna gerne als Drehort verwendet wird, wenn Filmszenen sich in der kubanischen Hauptstadt abspielen.
Die Stadt Cádiz wird aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit Havanna gerne als Drehort für Filmszenen in der kubanischen Hauptstadt gewählt
James Bond – Stirb an einem anderen Tag ist eines der berühmtesten Beispiele hierfür. Alle Havanna-Szenen für diesen Film wurden in der wunderschönen Altstadt von Cádiz gedreht, die man bei einem Urlaub in der Stadt oder der Provinz auf einem leichten Spaziergang an einem Tag besichtigen kann. Als Pierce Brosnan und Halle Berry Cádiz besuchten, war natürlich einiges los in der kleinen Stadt!
La Caleta in Cádiz: Hier kam Halle Berry aus dem Meer
Barcelona: Das Parfum
„Die Nase“ Grenouille streift verlottert durch die Straßen des Paris des 18. Jahrhunderts – denkt man. Solche Straßen wie im Film gibt es in Paris aber schon lange nicht mehr. Spätestens seit der Modernisierung der Stadt im 19. Jahrhundert. Darum machten sich die Filmemacher auf die Suche nach Alternativen. Kam zuerst Kroatien ins Gespräch, wurde der Film letztendlich fast ausschließlich an Drehorten in Spanien aufgenommen, allen voran das gotische Viertel in Barcelona (Barri Gòtic). Es bietet auch wirklich ein ganz hervorragendes Szenarium, mit seiner gotischen Kathedrale, den engen mittelalterlichen Gassen, den Bögen und Wasserspeiern. Auf jeden Fall ein Muss bei einem Besuch der katalanischen Hauptstadt. Und wenn man ein Hotel im Zentrum von Barcelona gebucht hat, ist das Viertel leicht auf einem Spaziergang zu erreichen. Teile des Films wurden auch im beliebten Poble Espanyol (Spanisches Dorf Barcelona) gedreht, das zur Weltausstellung 1929 errichtet wurde und heute eine beliebte Touristenattraktion in Barcelona darstellt.
Das "Barri Gòtic" von Barcelona versetzt uns ins Mittelalter
Almería: Western auf europäisch
Clint Eastwood kneift die Augen zusammen, um seinen Gegenüber ins Visier zu nehmen. Die Sonne brennt auf die staubigen Straßen des Dorfes mit seinen groben Holzkonstruktionen. So sieht er aus, der Wilde Westen. In vielen Spaghetti-Western handelt es sich aber eher um „das Wilde Almería“. In der Wüste von Tabernas, der einzigen natürlichen Wüste Europas etwa 30 km nördlich der Provinzhauptstadt Almería, wurden neben Western auch Abenteuerfilme wie „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ (siehe Titelfoto) oder Historienfilme wie „Lawrence von Arabien“ gedreht. Für letzteren wurde eine gigantische Filmkulisse aus Pappmaschee aufgebaut, von der leider kaum noch etwas erhalten ist.
Von den vielen Western sind die meisten Kulissen stehengeblieben, aber nicht alle werden konserviert
Von den vielen Western sind die meisten Kulissen stehengeblieben, aber nicht alle werden konserviert. So sind einige dem Verfall preisgegeben, andere werden hingegen als Westerndorf für Touristen erhalten, mit Shows und allem, was dazu gehört. Aber auch wenn das nicht so deine Sache ist, lohnt sich bei einem Urlaub in Almería ein Ausflug in diese atemberaubende Wüste auf jeden Fall.
Landschaft in der Tabernas-Wüste: die Täuschung ist perfekt
Budapest: Evita
Die Dreharbeiten für das umstrittene Musical von Allan Parker mit Madonna in der Hauptrolle begannen ursprünglich in Argentinien, waren allerdings von Anfang an von Protesten begleitet. Viele Argentinier waren mit der Besetzung der Hauptrolle überhaupt nicht zufrieden, und der Crew fiel es mit der Zeit immer schwerer, Drehgenehmigungen zu erhalten. Schließlich wurden die Dreharbeiten nach Budapest verlegt. Die Stadt an der Donau hat nämlich eine erstaunliche Ähnlichkeit mit der argentinischen Hauptstadt. So wird Buenos Aires gelegentlich auch das „Budapest Südamerikas“ genannt.
Buenos Aires wird gelegentlich auch das „Budapest Südamerikas“ genannt
Ob übertrieben, oder nicht, eines ist klar: kaum jemand hat den Schwindel bemerkt, oder? Budapest hat übrigens generell für viele berühmte Filmschauplätze hergehalten und verfügt außerdem über sehr moderne Filmstudios für berühmte Filmsets. So unterschiedliche Filme wie Blade Runner 2049, Der Junge im gestreiften Pyjama oder Stirb langsam 5 wurden hier gedreht. Auch ein Urlaub in Budapest hält in Sachen Film also so manche Überraschung parat.
Die Andrássystraße in Budapest - im Film die Avenida de Mayo
Santo Domingo (und andere berühmte Filmschauplätze der dominikanischen Republik): Der Pate II
Und schon wieder musste eine Stadt für Havanna „Pate“ stehen. Alle Szenen des zweiten Teils der Filmtrilogie „Der Pate“, die sich in Kuba abspielen, wurden in Wirklichkeit in der Dominikanischen Republik, insbesondere in Santo Domingo, aufgenommen. Tatsache ist, dass sich die größeren Städte der spanischen Karibik nicht nur untereinander sehr ähnlich sind, sondern auch Ähnlichkeit mit den Städten in Südwestspanien wie Sevilla oder Cádiz (s. o.) haben. Das hat auch seine Logik, denn sie stammen alle aus derselben Zeit, wurden von den spanischen Kolonialherren errichtet und haben allesamt eine gut erhaltene Altstadt. Als in Santo Domingo Der Pate II gedreht wurde, stand dem Team für einige Szenen das legendäre Hotel El Embajador zur Verfügung, das in seinem luxuriösen Ambiente seit seiner Gründung berühmte Persönlichkeiten aus aller Welt empfängt. Auch die Dominikanische Republik ist generell beliebt bei Filmemachern, so dass man bei einem Urlaub in DomRep gut berühmte Filmschauplätze besuchen kann.
Blick auf Santo Domingo, im Film Kulisse für Havanna
Sri Lanka: Die Brücke am Kwai
Für das Oscar-gekrönte Kriegsdrama über britische und US-amerikanische Kriegsgefangene, die gezwungen werden, eine Brücke über den River Kwai im von den Japanern besetzten Thailand zu bauen, wurde tatsächlich eine gewaltige Holzbrücke aus 1.200 Bambusrohren errichtet – die bis dato größte Brückenkulisse weltweit. Allerdings nicht in Thailand! Für die Dreharbeiten wurde der Fluss Kelani im heutigen Sri Lanka gewählt, das damals noch als britische Kolonie Ceylon bestand, was für die Dreharbeiten sehr praktisch war. Heute befindet sich nur noch eine Gedenktafel an diesem einstigen Drehort, den man bei einem Urlaub in Sri Lanka besuchen kann.
Sri Lanka hat noch mehr berühmte Filmschauplätze zu bieten, da es aus verschiedenen Gründen häufig als Ersatz für Indien herhalten muss
Und dieses Land hat übrigens noch mehr berühmte Filmschauplätze zu bieten, da es aus verschiedenen Gründen häufig als Ersatz für Indien herhalten muss. Der Film „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ beispielsweise sollte ursprünglich in Indien gedreht werden. Allerdings wurde die Handlung von den indischen Behörden als zu rassistisch angesehen und wurden Änderungen im Drehbuch verlangt, um Drehgenehmigungen zu verleihen. Das wollte man nicht hinnehmen und verlegte die Dreharbeiten kurzerhand nach Sri Lanka.
Der Kelani in Sri Lanka
Malta: Drehorte ohne Ende auf einem winzigen Archipel
Bei Malta konnten wir uns nicht für einen bestimmten Film entscheiden, so viele berühmte Filmschauplätze beherbergt der kleine Archipel im Herzen des Mittelmeeres. In letzter Zeit hat Malta vor allem als Drehort der Serie Game of Thrones Berühmtheit erlangt, aber das ist längst nicht alles: Monte Cristo, Troja, Gladiator... Malta musste schon für die unterschiedlichsten Orte herhalten, wie zum Beispiel das Alte Rom, Marseille oder auch Jerusalem – und im Kino nehmen wir das natürlich einfach so hin. Bei einem Urlaub auf Malta kann man auch berühmte Drehorte wie das Popeye-Dorf besuchen, wobei es sich um die Filmkulisse für den Film Popeye - Der Seemann mit dem harten Schlag mit Robin Williams in der Hauptrolle handelt, die nach Ende der Dreharbeiten stehen gelassen wurden und heute einen Freizeitpark bilden. Das Erstaunliche an dem Ganzen: die Insel hat nie sich selber „gespielt“. Von den unzähligen Filmen, die hier gedreht wurden, spielt kein einziger auf Malta!
Valletta - oder doch Jerusalem?