Die Altstadt von Bilbao: ein Spaziergang durch die „Siete Calles“

Egal, wie kurz dein Kurztrip in die baskische Stadt am Atlantik auch sein wird: Auf keinen Fall solltest du dir die pittoreske Altstadt von Bilbao entgehen lassen, die auf sieben Jahrhunderte Geschichte zurückblicken kann

Typische Häuser in Bilbao Altstadt
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Bilbao ist vor allem als moderne Hafenstadt bekannt, in der man zeitgenössische Architektur, allen voran das weltberühmte Guggenheim-Museum und viele andere Sehenswürdigkeiten besichtigen kann. Aber die Stadt hat natürlich auch eine Geschichte, von der man noch heute sehr schöne Zeitzeugen bestaunen kann, insbesondere im Stadtviertel Bilbao Altstadt, das seine Struktur seit Gründung der Stadt vor über 700 Jahren bis auf den heutigen Tag beibehalten hat. Auch als „Casco Viejo“ oder „Siete Calles“ bekannt, stellt dieses Viertel das Herz von Bilbao dar und lädt bei einem Kurzurlaub in der Stadt mit seinen pittoresken Bars und Cafés, schicken kleinen Läden und geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten zum Bummeln, Entspannen und Genießen ein.

Sieben Straßen – sieben Jahrhunderte: der Ursprung der Altstadt von Bilbao

Ursprünglich befanden sich am Ort des heutigen Bilbao nur zwei kleine Dörfer am linken und rechten Ufer der Ria des Flusses Nervión. Im Jahr 1300 erhielt die Siedlung Stadtrechte und wurde mit dem Bau der Altstadt von Bilbao begonnen. Am Anfang bestand diese aus nur drei Straßen – Somera oder Goienkale, “die obere Straße”; Artekale, “die mittlere Straße”; und Tendería oder Dendarikale, die von einer Stadtmauer geschützt wurden. Im 15. Jahrhundert kamen dann noch vier weitere Straßen dazu –Belostikale, Canicería Vieja, Barrenkale und Barrenkale Barrena –, wodurch sich die legendären sieben Straßen ergaben, die der Altstadt ihren populären Namen geben: „Siete Calles“. 

Man sagt, dass ein Besucher der Altstadt denselben Spaziergang machen kann wie vor 500 Jahren, da sich seitdem an dem Verlauf der Straßen nichts geändert hat

Die alte Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert wurde im Zuge der Erweiterung abgerissen, es sind jedoch an einigen Stellen des Casco Viejo noch Reste von ihr zu sehen. Man sagt, dass ein Besucher der Altstadt denselben Spaziergang machen kann wie vor 500 Jahren, da sich seitdem an dem Verlauf der Straßen nichts geändert hat. Natürlich stammen nicht alle heutigen Gebäude aus dem Mittelalter. Aber gerade das macht einen Teil des Reizes der Altstadt von Bilbao aus: die Mischung verschiedener Architekturstile von der gotischen Kathedrale über Kaufmannshäuser aus dem 18. Jahrhundert bis hin zur Art Déco-Konstruktion von Anfang des 20. Jahrhunderts.

Fassaden in Bilbao Altstadt

Typische Fassaden in der Altstadt von Bilbao

Bilbao Altstadt: Sehenswürdigkeiten

Beim Besuch von Bilbao Altstadt kann man einfach durch die pittoresken engen Gassen schlendern, die entspannte Atmosphäre genießen und in den gemütlichen Cafés und Restaurants einkehren, um die typischen baskischen Pintxos zu probieren. Man kann seine Besichtigungsroute aber auch gezielt entlang der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Casco Viejo gestalten:

Arriaga-Theater

Das Teatro Arriaga ist eines der bemerkenswertesten Gebäude der Altstadt von Bilbao. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts im neobarocken Stil am Platz von Juan Crisóstomo de Arriaga errichtet und ersetzte das Teatro de la Villa, dass sich vorher auf dem Platz befand. Juan Crisóstomo de Arriaga ist einer der berühmtesten Söhne der Stadt. Als musikalisches Wunderkind wurde der Violinist und Komponist bereits in jungen Jahren berühmt und erhielt den Beinamen „spanischer Mozart“. Leider starb dieses musikalische Genie jedoch noch vor Erreichen seines 20. Lebensjahrs an der Schwindsucht.

Bilbao Altstadt: das Teatro Arriaga.

Das Arriaga-Theater in der Altstadt von Bilbao

Plaza Nueva

Ebenfalls im Norden der „7 Calles“ befindet sich die Plaza Nueva, ein Platz im neoklassizistischen Stil, der nach einer besonders langen Bauzeit Anfang des 19. Jahrhunderts schließlich fertiggestellt wurde. Der schöne große Platz war im Jahre 1871 der Schauplatz eines besonderen Spektakels. Zu Ehren des Besuches von König Amedeus I. von Spanien, der italienischer Herkunft war, kam man auf die Idee, den Platz in ein „baskisches Venedig“ zu verwandeln, in dem man ihn vollkommen mit Wasser überschwemmte, so dass er mit Gondeln befahren werden konnte. Dieses Ereignis ist sogar auf einem bekannten Gemälde festgehalten: Fiesta veneciana en la Plaza Nueva von Manuel Losada.

Das älteste Haus von Bilbao

Das älteste (Wohn-)Haus von Bilbao befindet sich logischerweise in Bilbao Altstadt, und zwar in der Nähe der Straße Somera, an der Straßenecke zwischen den Straßen Jardines und Bidebarrieta. Das genaue Alter des Hauses ist nicht bekannt, aber es ist belegt, dass es aus dem 14. Jahrhundert stammt. Auffällig ist seine rosa Fassade, die einen Kontrast zu den restlichen Häusern des Viertels bildet. Das Haus ist übrigens noch heute bewohnt

Kathedrale von Bilbao

Die Kathedrale von Bilbao oder Catedral de Santiago Apóstol ist ein aus architektonischer Sicht besonders interessanter Tempel. Sie wurde zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert im gotischen und Renaissance-Stil errichtet, jedoch im 19. Jahrhundert umgestaltet und mit einer vollkommen neuen Fassade im neugotischen Stil versehen. Nach den verheerenden Überschwemmungen in Bilbao im Jahre 1983 wurde die Kathedrale vollständig restauriert und befindet sich aus diesem Grund heute in einem besonders guten Erhaltungszustand. Für Architekturliebhaber ist der Besuch dieser Kathedrale ein Muss.

Kathedrale von Bilbao in den Siete Calles

Die Kathedrale von Bilbao

Baskisches Museum

Das baskische Museum befindet sich am Platz Miguel de Unamuno, benannt nach einem der berühmtesten Schriftsteller aus dem Baskenland, der in der Altstadt von Bilbao geboren wurde (und dem in der Nähe seines Geburtshauses auch ein Denkmal gewidmet wurde). Das Museum selber befindet sich in einem alten Barockgebäude, einer Jesuitenschule von Anfang des 17. Jahrhunderts. In dessen altehrwürdigen Mauern befinden sich ethnographische und archäologische Sammlungen, die die Geschichte der Basken von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit erzählen.

Mercado de la Ribera

Bereits im Mittelalter fand am Rande der Altstadt von Bilbao, auf der Plaza Vieja oder Mayor, ein Markt statt, für den später, im 19. Jahrhundert, eine Markthalle errichtet wurde. Das heutige Gebäude stammt allerdings von Anfang des 20. Jahrhunderts. Es wurde vom Architekten Pedro Ispizua im Stile des Rationalismus mit Art Déco-Elementen entworfen und 1929 eingeweiht. Der Mercado de la Ribera ist beeindruckend, es handelt sich um den größten überdachten Markt Europas.

Bilbao Altstadt: der Mercado de la Ribera

Der Mercado de la Ribera liegt direkt am Wasser

Kuriositäten über die Altstadt von Bilbao

Nach einem ersten Spaziergang entlang der Sehenswürdigkeiten wirst erstaunt sein, was für eine schöne Altstadt Bilbao zu bieten hat. Aber das ist nicht alles: Wie jede Stadt, die ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel hat, verbirgt auch Bilbao viele Kuriositäten und Anekdoten. 

Die Cárcavas

Wenn man mit einem wachen Auge durch Bilbao Altstadt läuft, fallen einem wahrscheinlich die kleinen Zwischenräume zwischen vielen der mehrstöckigen Gebäude auf. Diese werden Cárcavas genannt und sollen der Belüftung, der Ableitung von Regenwasser und als Brandschneise im Falle eines Feuers dienen. Heute sieht man oft, wie die Bilbainer diese kleinen Nischen zum Wäscheaufhängen benutzen (oft mit einem Regenschirm darüber, denn im Baskenland ist das Wetter unglaublich wechselhaft).

Die Stadtmauer und das Pelota-Spiel

Es gibt in der Altstadt von Bilbao zwei Straßennamen, die an die alte Stadtmauer erinnern: Calle Ronda und Calle Pelota. Der erste Name ist logisch, und man kann ihn auch in anderen spanischen Städten antreffen: Ronda (Runde) bezieht sich auf die Runden, die die Wachsoldaten auf der Mauer machten.

Der Name Calle Pelota steht für etwas typisch Baskisches: die Bilbainer nutzten nämlich die abgebrochenen Steine der Stadtmauer kurzerhand als Prellwand für das baskische Pelota-Spiel

Der andere Name, Calle Pelota, steht jedoch für etwas typisch Baskisches: die Bilbainer nutzten nämlich die abgebrochenen Steine der Stadtmauer kurzerhand als Frontón (Prellwand) für das typische baskische Pelota-Spiel, das sich im Baskenland einer unglaublichen Beliebtheit erfreut. Daher der Name der Straße.

Abenddämmerung in Bilbao Altstadt

Abendstimmung in der Altstadt von Bilbao

Der Hunde/Löwen-Brunnen

Eine weitere Kuriosität der Altstadt von Bilbao ist die so genannte Fuente del Perro (der Hunde-Brunnen) im Herzen des Viertels, unweit der Kathedrale. Wenn einem der Brunnen unter diesem Namen ausgewiesen wurde, ist man zunächst einmal überrascht, denn die Wasserspeier stellen doch eindeutig Löwen dar und keine Hunde. Der Volksmund nennt ihn aber wohl schon seit Jahrhunderten den Hunde-Brunnen, und niemand weiß mehr, warum. Eine beliebte Theorie besagt, dass die Bewohner Bilbaos zu der Zeit, als der Brunnen errichtet wurde (1800), noch nie einen Löwen gesehen hatten und daher nichts mit den Figuren anfangen konnten. Eine andere Theorie besagt, dass in derselben Straße jemand eine Löwen-Statue aufgestellt hatte, die eher einem Hund glich. Die Nachbarn machten sich über ihn lustig, so dass die Straße schließlich den Namen „Straße des Hundes“ erhielt. Dieser wurde dann auch auf den Bund übertragen.

Der Stern für die Basilika

Zum Abschluss noch ein kleines Detail, das in Bilbao Altstadt gerne übersehen wird, wo man aber kurz anhalten sollte. In der Straße Andra Mari neben dem Gebäude der Börse befindet sich auf dem Boden ein Stern. Dieser Stern markiert den einzigen Punkt der Altstadt, von dem aus man die beliebte Basilika Unserer Lieben Frau von Begoña sehen kann. Unbedingt anhalten und Foto machen!


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