Ein Zen-Spaziergang durch Cádiz: Sehenswürdigkeiten in einer Stadt, die man in aller Ruhe genießen muss
Für einen Spaziergang durch die kleine Stadt im äußersten Südwesten Spaniens muss man sich Zeit nehmen, denn die Schönheit steckt im Detail. Einfach in Cádiz Sehenswürdigkeiten abzuhaken – das wäre viel zu schade
Cádiz hat nicht den monumentalen Charakter anderer andalusischer Städte wie Sevilla oder Granada, dafür aber eine wunderschöne und angenehme Altstadt, die man am liebsten gar nicht wieder verlassen würde. In Cádiz Sehenswürdigkeiten zu entdecken ist ein bisschen wie ein Zen-Spaziergang: Wir lassen die Atmosphäre auf uns einwirken, wir nehmen das Spiel von Licht und Schatten wahr, wir genießen das Glitzern der gleißenden Sonne auf dem tiefblauen Meer und lauschen dem milden Rauschen der Blätter in jahrhundertealten Bäumen. Und wir treten mit Respekt auf das Pflaster der Plätze und Straßen, denn unter unseren Füßen befinden sich 3000 Jahre Geschichte...
Das kulturelle Erbe von Cádiz: Sehenswürdigkeiten in der ältesten Stadt Westeuropas
Cádiz gilt als die älteste durchgehend bewohnte Stadt Westeuropas. Sie wurde von den Phöniziern gegründet, die ab 1000 v. Chr. nach und nach Kolonien im gesamten Mittelmeerraum gründeten und schließlich bis zum Atlantik vorstießen. Nach dem zweiten Punischen Krieg fiel sie unter römische Herrschaft, später unter maurische und schließlich unter die kastilische Krone, wodurch der Rest ihrer Geschichte mit der Spaniens verschmolzen ist. So ist dieses kleine Fleckchen Erde also 3000 Jahre lang durchgehend bewohnt gewesen. Bei einer so langen Geschichte erwartet man natürlich, dass es in Cádiz Sehenswürdigkeiten aus der Antike zuhauf gibt. Jedoch gibt es ein Problem: Durch ihre Lage auf einer Insel haben alle Zivilisationen ihre Gebäude auf den Resten der alten Zivilisation gebaut, so dass es in Cádiz verschiedene Schichten gibt...
Antike Ruinen in Cádiz
Das alte Römertheater zum Beispiel – das zweitgrößte der Iberischen Halbinsel – wurde 1980 rein zufällig entdeckt, und es konnte nicht vollständig ausgegraben werden, da es zu einem großen Teil unter einem Stadtviertel liegt, das selber bereits unter Denkmalschutz stand: El Pópulo (s. u.). Mit großem Aufwand wurde jedoch ein nicht geringer Teil zugänglich gemacht und ist heute eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Cádiz. Und dies ist nicht der einzige Fall: An verschiedenen Orten der Stadt gibt es unterirdische Zugänge zu Ruinen aus der Zeit der Phönizier und Römer, wie die Alte Garum-Fabrik in der Calle Sacramento oder die beeindruckende Ausgrabungsstätte „Gadir“ (nach dem phönizischen Namen der Stadt), an dem wir Reste der alten Stadt der Phönizier sehen können. Cádiz ist darum ein perfekter Ort, um uns der ununterbrochenen und unvorstellbaren Linie bewusst zu werden, die uns mit unseren Vorfahren verbindet.
Cádiz: 3.000 Jahre Geschichte
Cádiz: Altstadt oder Neustadt?
Wenn man in Cádiz Sehenswertes sucht, steuert man im Allgemeinen vor allem die Altstadt an. Dazu ist es interessant zu wissen, dass Cádiz ursprünglich aus drei Inseln bestand, die durch einen natürlichen Prozess über die Jahrhunderte nach und nach zusammengewachsen und über einen kleinen Tombolo mit dem Festland verbunden sind. Auf diesem Tombolo befindet sich heute eine Bahnlinie und eine Straße. Die Stadt verfügt aber außerdem noch über zwei Brücken: eine aus den sechziger Jahren und eine ganz moderne, die erst 2015 fertiggestellt wurde. Cádiz ist also beinah eine Insel.
Cádiz ist beinah eine Insel und die gesamte Altstadt ist von Wasser umgeben
Dank dieser besonderen Lage ist die gesamte Altstadt von Cádiz von Wasser umgeben und bietet immer wieder sagenhafte Ausblicke auf den Atlantischen Ozean. Die Neustadt hingegen ist sehr langgezogen und schmal und bietet – obwohl auch hier Ruinen aus der Zeit der Römer gefunden wurden – keine nennenswerten architektonischen Sehenswürdigkeiten. Die bedeutendste der Sehenswürdigkeiten der Neustadt ist wohl der 8 km lange Sandstrand, einer der schönsten Stadtstrände Andalusiens. Bei einem etwas längeren Aufenthalt in der Stadt lohnt es sich, einen Spaziergang entlang dieses Strandes zu machen und die verschiedenen Perspektiven der Altstadt von hier aus zu genießen.
Die Brücke der Verfassung: eine der Verbindungen von Cádiz mit dem Festland
Spaziergang 1: Einmal rund um Cádiz
Wenn du aus den Hotels in der Umgebung kommst und nur einen Tag in Cádiz verbringst, ist es aber eher empfehlenswert, sich auf die Altstadt zu beschränken und diese am besten zu Fuß zu erkunden. Wenn man nicht so gut zu Fuß sein sollte, kann man natürlich auch den Hop-On-Hop-Off-Bus oder das Taxi nehmen. Gehsteige, öffentliche Plätze und Sehenswürdigkeiten in Cadiz sind im Allgemeinen gut für gehbehinderte Menschen angepasst. Eine besonders schöne Option ist es, die Altstadt einmal zu umrunden.
Plaza de España von Cádiz
Ein guter Ausgangspunkt für diesen Spaziergang – egal, ob man vom Kreuzfahrtschiff kommt oder nicht – ist die Plaza de España, die direkt gegenüber vom Hafen liegt. Hier befindet sich das Denkmal der ersten Spanischen Verfassung mit einer großen Statue von Herkules (dem mythologischen Gründer der Stadt) auf der Rückseite. Die schattigen Bäume und die Bänke rundherum laden uns dazu ein, ein wenig über diesen historischen Moment in der europäischen Geschichte zu meditieren.
Alameda de Apodaca
Von der Plaza de España begeben wir uns Richtung Norden unter den Stadtmauern von San Carlos hindurch (einem der wenigen Überbleibsel der alten Stadtmauer, die einst die gesamte Altstadt umgab) und erreichen die wunderschöne Alameda Apodaca. Hierbei handelt es sich um einen Park mit gekachelten Bänken, üppiger Vegetation, einem sagenhaften Ausblick aufs Meer und einer besonderen Sehenswürdigkeit in Cádiz: zwei Riesen-Gummibäumen (eigentlich: Großblättrige Feige), von denen es insgesamt vier in Cadiz gibt. Ein schöner Platz, um ein bisschen zu verweilen und den Geist des Ortes einzuatmen. Nicht umsonst befinden wir uns an der Costa de la Luz, der „Küste des Lichts“...
Eine der vielen Aussichten der Alameda Apodaca
Parque Genovés
Nachdem wir diesen herrlichen Ort genossen haben, gehen wir vorbei an einer der alten Festungsanlagen, die ursprünglich Teil der Stadtmauer waren, dem Baluarte de la Candelaria, das heute vor allem für Ausstellungen und Konzerte verwendet wird. Dahinter setzen sich die malerischen Parkanlagen fort, bis wir schließlich auf den wichtigsten Park in Cádiz stoßen: den Parque Genovés. Ursprünglich als Erholungspark angelegt, hat sich der Park mit der Zeit zu einem echten botanischen Garten mit über 100 verschiedenen Baumarten gemausert, worunter der kanarische Drachenbaum hervorragt. Im Zentrum des Parks befindet sich ein künstlicher Felsen mit einem Wasserfall, von dem aus man beim Klang des fließenden Wassers einen herrlichen Blick über die Bucht von Cádiz genießen kann.
Einer der vier Riesen-Gummibäume in Cádiz
La Caleta: das Herz von Cádiz
Unser nächster Halt ist ein Ort, den wir zweifellos als das Herz von Cádiz bezeichnen können. Dieser ausgesprochen pittoreske Strand wird von den Einheimischen innig geliebt, ihm wurden Lieder und Gedichte gewidmet und er ziert unzählige Gemälde und Souvenirartikel. Von zwei Festungen gesäumt und mit einem alten Kurhaus, das heute als Unterwasser-Archäologiezentrum dient, hat dieser Strand etwas unsagbar Magisches an sich. Direkt gegenüber befinden sich übrigens die anderen beiden Riesen-Gummibäume.
Der Strand von La Caleta hat etwas unsagbar Magisches an sich
Einmal an diesem Strand angekommen, hat man verschiedene Möglichkeiten, um weiter in Cádiz Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Die Entscheidung hängt ein bisschen vom Wetter ab. Wenn es ein sehr heißer Tag ist, kann man natürlich ein Bad am Strand nehmen oder man kann über die Mole zur Festung San Sebastián laufen. Diese Festung an sich ist nicht perfekt erhalten, aber der Ausblick von hier sowie der Spaziergang selber sind atemberaubend. Auch die andere Festung – Santa Catalina – kann besucht werden. Wenn es sehr windig sein sollte (was in Cádiz nicht selten vorkommt), kann man von hier aus in die vom Wind geschützte Innenstadt abbiegen. Wenn es jedoch weder zu windig noch zu heiß sein sollte, lohnt es sich, die Cadiz-Umrundung fortzusetzen...
Eine Mole führt zur Festung San Sebastián
Campo del Sur
Der nächste Abschnitt unseres Spaziergangs rund um Cádiz wird Campo del Sur genannt und hat große Ähnlichkeit mit dem Malecón in Havanna. Generell wird übrigens gesagt, dass Cádiz große Ähnlichkeit mit Havanna hat, weswegen die Stadt auch gelegentlich als Drehort für die kubanische Hauptstadt herhalten muss. Von hier aus hat man einen herrlichen Ausblick sowohl auf die Kathedrale von Cádiz als auch auf die Neustadt und den kilometerlangen Strand.
Blick auf die Kathedrale vom Campo del Sur
Puerta de Tierra
Der letzte Halt unserer Cádiz-Umrundung ist eines der alten Stadttore: die Puerta de Tierra. Ihr Name, das „Tor zum Land“, weist darauf hin, dass es das einzige der vier Stadttore war, das zur Landseite führte, die anderen waren Seetore. Die Puerta de Tierra ist heute die Grenze zwischen der Altstadt und der Neustadt und eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Cádiz. Sie kann von innen besichtigt werden und bietet von ihren Türmen einen herrlichen Ausblick sowohl auf die Alt- als auch auf die Neustadt.
Spaziergang 2: Entlang der Plätze der Altstadt von Cádiz
Anschließend oder alternativ zum Spaziergang rund um die Stadt, kann man einen Spaziergang durch die Altstadt entlang ihrer pittoresken Plätze machen, die viel Sehenswertes in Cádiz zu bieten haben.
San Juan de Dios
Auch dieser Platz befindet sich gegenüber vom Hafen, allerdings auf der anderen Seite (zwischen dem Plaza de España und San Juan de Dios sind es ungefähr 10 Minuten zu Fuß). Obwohl dieser Platz nach der kleinen Kirche an einer seiner Ecken benannt ist, ist das Hauptgebäude hier das Rathaus mit seiner Fassade aus dem 18. Jahrhundert, auf der über den Fenstern alte Münzen dargestellt sind, denn in Cádiz wurden seinerzeit die ältesten Münzen der Iberischen Halbinsel gefunden, die man heute im Museum der Stadt (s. u.) bewundern kann. Ein weiteres Beispiel dafür, wie in Cádiz immer wieder die verschiedenen Epochen miteinander verschmelzen.
El Pópulo
Auf dem Weg zur Kathedrale durchqueren wir das winzige Stadtviertel El Pópulo, das älteste Viertel der Stadt, in dem sich auch der Zugang zum alten Römertheater befindet. Die Gebäude sind hier so alt nicht, sie stammen vor allem aus dem 16. und 17. Jahrhundert, obwohl noch einige Reste aus dem Mittelalter erhalten sind. Die Stadt wurde nämlich bei einem Angriff der Engländer im Jahre 1596 beinah vollständig zerstört, so dass es in Cadiz Sehenswürdigkeiten vor allem aus der Antike und dann wieder ab dem 17. Jahrhundert gibt. Nach Spuren aus dem Mittelalter muss man mit der Lupe suchen, aber es gibt sie, wie etwa die Bögen der mittelalterlichen Stadtmauer, die in El Pópulo zu bewundern sind.
Plaza de La Catedral
Dieser herrliche Platz wird vom beeindruckenden Gebäude der Kathedrale von Cádiz überragt, die teilweise über dem Meer liegt. Hervorzuheben ist zudem ihre goldene Kuppel (relativ ungewöhnlich für christliche Bauten) sowie die markante Trennung zwischen Barock an der unteren Hälfte und Neoklassik an der oberen Hälfte des Gebäudes, was sich durch einen langen Baustopp während des 18. Jahrhunderts erklärt. Sowohl das Innere der Kathedrale als auch der Turm können besichtigt werden. Man kann eine Eintrittskarte nur für den Turm kaufen, von dem aus man die Stadt wieder einmal aus einer neuen, erstaunlichen Perspektive genießen kann.
Sehenswürdigkeiten rund um den Plaza Topete und die Markthalle
Über die Calle Compañía erreicht man zunächst den Plaza Topete, der auch als Blumenplatz (Plaza de las Flores) bekannt ist, weil hier an vielen Ständen Pflanzen und Blumen verkauft werden. Hier befindet sich das wunderschöne Postgebäude, sowie eine Statue des lateinischen Schriftstellers Columela. Ganz in der Nähe treffen wir auf die beeindruckende Markthalle, die wunderschön restauriert wurde und an deren Fassade eine ständig wechselnde Kunstausstellung zu sehen ist.
Rund um die Markthalle gibt es viel zu sehen
Vom Plaza Topete lohnt es sich, einen kleinen Abstecher zum Plaza de la Candelaria zu machen, einem kleinen, aber besonders hübschen Platz, an dem eine herrliche Ruhe herrscht und wo wir ein schönes historisches Café mit bemalten Wänden und Decken antreffen, das Café Royalty.
Der Plaza de la Candelaria bei Nacht
Von hier aus ist es auch nicht weit zum Torre Tavira, einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Cádiz. Es handelt sich um einen alten Aussichtsturm (einen der unzähligen, die wir in der Stadt antreffen), der heute besichtigt werden kann und wo sich eine Camara Obscura befindet, die einen beeindruckenden 360°-Blick auf Cádiz ermöglicht.
Plaza de San Antonio
Über die Calle Ancha mit ihren herrlichen Fassaden (unbedingt nach oben schauen) erreichen wir den Plaza de San Antonio, den größten Platz der Stadt mit der namensgebenden Kirche, schön verzierten Fassaden aus dem 19. Jahrhundert und dem Casino Gaditano, das mit seinem im arabischen Stil verziertem Inneren eine echte Überraschung ist und unter den Sehenswürdigkeiten in Cádiz hervorsticht.
Plaza de Mina und Museum von Cádiz
Und schließlich erreichen wir den herrlichen, schattigen Plaza de Mina mit seinen wunderschönen Bäumen und Pflanzen, allen voran ein Gummibaum, der, wenn auch nicht genauso groß wie die anderen vier, ein sehr schönes Fotomotiv darstellt. Am Plaza de Mina befindet sich das Museum von Cádiz, das unbedingt einen Besuch wert ist, da es die wichtigste phönizische Sammlung Westeuropas beherbergt. Besonders hervorzuheben sind zwei Sarkophage aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Neben dem archäologischen Museum beherbergt das Haus ebenfalls eine Kunstausstellung in der zweiten Etage sowie temporäre Ausstellungen im Patio des Gebäudes.
Vom Plaza de Mina ist es jetzt nicht mehr weit zum Plaza de España, wo unser Spaziergang Nummer 1 begann.
Der Plaza de España: Ausgangs- bzw. Endpunkt von Spaziergang 1 und 2
Andere Sehenswürdigkeiten in Cadiz
Wenn man länger Urlaub in der Stadt macht, kann man außer diesen zwei Spaziergängen natürlich noch viele andere Sehenswürdigkeiten in Cádiz entdecken, die ein bisschen weiter abseits der leicht zu laufenden Routen liegen. Dazu gehören unter anderem:
Das Teatro de Falla
Dieses Anfang des 20. Jahrhunderts eingeweihte Theater besticht durch seine auffällige Fassade im Neo-Mudéjar-Stil mit Hufeisenbögen. Es ist bekannt dafür, dass hier jedes Jahr der Wettbewerb des berühmten Karnevals von Cádiz ausgetragen wird. Aber das ganze Jahr über bietet das Teatro de Falla ein interessantes Programm und kann auch (mit Führung) besichtigt werden.
Barrio de La Viña
La Viña ist das volkstümlichste Viertel der Stadt und Zentrum des Karnevals von Cadiz. Hierher kommt man, wenn man das „authentischste“ Cádiz entdecken möchte. In La Viña befindet sich ebenfalls die schöne kleine Kirche von La Palma (sehr beliebt für Hochzeiten in Cádiz) am Ende der Straße mit dem gleichen Namen, in der sich Cafés und Restaurants aneinanderreihen und wo in den Abendstunden eine Bombenstimmung herrscht, vor allem in den Sommermonaten.
Barrio de Santa María
Das Barrio de Santa María ist eines der ältesten und hübschesten Stadtviertel von Cádiz, das aber dennoch bei Besuchen der Stadt häufig vergessen wird. Es ist bekannt als Wiege des Flamenco in Cádiz, da viele berühmte Künstler hier geboren wurden, und so befindet sich hier denn auch das Zentrum für Flamenco-Kunst La Merced und die Peña de La Perla (nach einer Flamenco-Sängerin aus Cádiz benannt), wo regelmäßig Konzerte stattfinden. Außerdem hat dieses Viertel in Cádiz Sehenswürdigkeiten wie die alte Tabakfabrik und wunderschöne, mit Kacheln verzierte Fassaden zu bieten. Wie alles in Cádiz, ein Stadtviertel, für das man sich genügend Zeit nehmen sollte...
Die typischen Wachtürme von Cádiz