César Manrique: der Künstler, der eine Insel neu erschuf

Das Werk dieses Künstlers aus Lanzarote, der sein Leben lang für die Erhaltung der ursprünglichen Landschaft der Kanaren gekämpft hat, ist heute aktueller denn je. Entdecke im Urlaub die eigentümliche Schönheit der Schöpfungen von César Manrique

Ein von César Manrique entworfenes Wasserbecken auf Lanzarote.
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Wer Lanzarote besucht, kommt nicht drum herum, die landschaftliche Schönheit der Insel aus der Perspektive eines Künstlers zu betrachten: der des 1919 in Arrecife geborenen César Manrique. Aussichtspunkte, ins Vulkangestein gemeißelte Gebäude oder neu erschlossene Höhlen: Die Werke des kanarischen Künstlers wirken wie ein Passepartout oder wie das Objektiv einer Kamera, das unseren Blick in die richtige Richtung lenkt und die raue Schönheit der lanzarotenischen Landschaft hervorhebt. 

Die Werke des kanarischen Künstlers wirken wie ein Passepartout oder wie das Objektiv einer Kamera, das unseren Blick in die richtige Richtung lenkt

Der Mann war ein Visionär: als er 1966 Aus New York zurück in seine Heimat kam, herrschte auf der kargen Insel bittere Armut und stand niemand bei der erhabenen Schönheit ihrer Vulkane, Pflanzenwelt oder Küste still. César Manrique aber liebte diese Landschaft und wollte den Rest der Menschheit dazu bringen, sie genauso wahrzunehmen wie er. Diesem Ziel widmete er sein Lebenswerk, das untrennbar mit Lanzarote verbunden ist.

Ein buntes Windspiel von César Manrique auf Lanzarote.

Windspiel von César Manrique

Das Leben von César Manrique im Zeichen des Landschaftsschutzes

César Manriques künstlerische Neigung kam bereits in seiner frühen Kindheit zum Vorschein. Er studierte zunächst technische Architektur in Teneriffa, wechselte aber nach zwei Jahren mit einem Stipendium nach Madrid, um dort Bildende Kunst zu studieren. Seine Suche nach künstlerischer Inspiration führte ihn 1964 nach New York, ins damalige Mekka der Kunst, wo er Gelegenheit fand, seine avantgardistischen Skulpturen auszustellen. International bekannt ist er aber vor allem durch seine Architektur auf den Kanaren, insbesondere auf Lanzarote. 

Er sah die Gefahren voraus, die der Massentourismus für die Landschaft und die Kultur der Kanaren mit sich bringen könnte

In den sechziger Jahren begann in Spanien der Aufschwung des Tourismus, und auch hier war César Manrique Visionär: er sah die Gefahren voraus, die der Massentourismus für die Landschaft und die Kultur der Kanaren mit sich bringen könnte. So strebte der zeitlebens danach, die Landschaft und die Natur von Lanzarote in ihrer ursprünglichen Form zu bewahren und fand dafür viele Verbündete im öffentlichen Leben, machte sich aber auch nicht wenige Feinde.

Eingang zum César-Manrique-Haus in Haría, das zur Stiftung César Manrique gehört.

César-Manrique-Haus in Haría

Das Werken von Manrique auf Lanzarote: Kunst und Natur werden eins

Es klingt ein wenig nach Klischee, von Gebäuden zu sprechen, die sich organisch in die Landschaft fügen. Diesen Anspruch erheben heutzutage viele. Nur sehr wenige haben dies jedoch auf einem Niveau realisieren können wie dieser Künstler und Architekt auf Lanzarote. Der Unterschied besteht wahrscheinlich darin, dass andere versuchen, Gebäude zu errichten, die die Landschaft „nicht stören“, während César Manriques Bauwerke dazu gedacht sind, die Landschaft hervorzuheben, sie in ihrer Erhabenheit noch zu betonen.

Einer der Hauptverdienste des Künstlers ist es wohl, Zugang zu Orten zu schaffen, deren Schönheit uns sonst verborgen geblieben wäre

Einer der Hauptverdienste des Künstlers ist es wohl, viele bis dahin unzugängliche Orte wie Höhlen, Aussichtspunkte oder Küstenstreifen fürs große Publikum erschlossen zu haben - Zugang zu Orten zu schaffen, deren Schönheit uns sonst verborgen geblieben wäre. Die beeindruckende Cueva de los Verdes etwa – heute ein beliebtes Touristenziel – war seinerzeit nur ein Loch voller Geröll, das von niemandem beachtet wurde, bevor es von César Manrique entdeckt und erschlossen wurde.

Das beleuchtete Innere der Höhle Cueva de los Verdes in Lanzarote.

Cueva de los Verdes

Manriques wichtigste Werke auf Lanzarote

Bei einem Urlaub auf der Insel wirst du ganz automatisch in den Genuss der Werke kommen, die der Künstler auf Lanzarote hinterlassen hat, egal, ob du die Insel durchwanderst, durchfährst oder mit dem Rad erkundest. Denn an allen Ecken erschuf César Manrique Kunstwerke und Bauten, die in die Landschaft eingebettet sind. Folgende sind von einer besonders transzendentalen Bedeutung.

Jameos del Agua

Das Wort „Jameo“ stammt wahrscheinlich aus der Sprache der Ureinwohner der Kanaren und bezeichnet eine Höhle, die durch das Einstürzen der Decke eines Lavatunnels entstanden ist. In einer Gruppe solcher Höhlen in Haría im Norden der Insel erschuf César Manrique ein Kunst-und Kulturzentrum, in dem die Besucher unter anderem einen unterirdischen See und einen Konzertsaal in einer Grotte bewundern können. Ein magischer Ort.

Künstlicher See in den Jameos del Agua auf Lanzarote.

Jameos del Agua

Taro de Tahíche: Wohnhaus von César Manrique

Dies ist das Haus, in dem der Künstler viele Jahre gewohnt und wo er regelmäßig andere kanarische Künstler sowie berühmte Persönlichkeiten aus aller Welt empfangen hat. Es befindet sich in Teguise und wurde im Inneren von großen erstarrten Lavablasen errichtet. Dieses Haus befindet sich heute im Besitz der Stiftung César Manrique und ist ein Pflichtbesuch bei einem Urlaub auf Lanzarote.

Künstlicher Wasserfall in Taro de Tahíche, dem einstigen Wohnhaus von César Manrique.

Im Inneren von Taro de Tahíche

Mirador del Río

Ein atemberaubender Aussichtspunkt, der sich harmonisch in das Gestein der Steilküste fügt. Den Namen „del Río“ erhält er aufgrund des kleinen Streifen Meeres, der Lanzarote von der Insel La Graciosa trennt, bei dem es sich also eigentlich um eine Meerenge handelt. Von außen kaum zu sehen, bietet dieser Aussichtspunkt von seinem Inneren aus einen spektakulären Blick auf den gesamten Chinijo-Archipel (zu dem die Insel La Graciosa gehört) und den Atlantischen Ozean.

Der Aussichtspunkt Mirador del Río auf Lanzarote.

Mirador del Río

Kaktusgarten von César Manrique (Jardín de Cactus)

Das letzte Werk von César Manrique in Lanzarote. Es handelt sich um einen wunderschönen Kaktusgarten, den der Künstler in einem alten, heruntergekommenen Steinbruch in Guatiza anlegte und der heute über 10.000 verschiedene Kaktusarten beherbergt. Dieses letzte Werk des Künstlers ist ein gutes Beispiel dafür, wie Manrique Kunst und Architektur für die Regenerierung degradierter Landschaften verwendete. Der einst verlassene Ort strahlt heute eine unsagbare Magie aus und beherbergt zudem eine der wichtigsten Kaktussammlungen der Welt.

Der Kaktusgarten (jardín de cactus) auf Lanzarote.

Kaktusgarten

Vulkan-Grill-Restaurant von César Manrique (Horno-Asador de Timanfaya)

Dieser ungewöhnliche Grill befindet sich im Nationalpark Timanfaya, in den sogenannten Feuerbergen (montañas de fuego), einem Gebiet mit großer vulkanischer Aktivität. Der Grill, der von César Manrique gemeinsam mit dem Architekten Eduardo Cáceres entworfen wurde, funktioniert mit Hitze, die aus dem Erdinneren aufsteigt. Auch das Logo dieses Restaurants, das später zum Symbol des gesamten Nationalparks wurde, stammt übrigens von César Manrique: der Teufel, der der Legende nach im Inneren des Vulkans wohnen soll.

Letztes Haus von César Manrique in Haría

Das Haus, in dem César Manrique vorhatte, seinen Lebensabend zu verbringen, steht in Haría. Leider konnte er hier nur knappe vier Jahre verbringen, da er 1992 bei einem Autounfall ums Leben kam. Für den Bau, der seit 2013 Für die Öffentlichkeit zugänglich ist, hatte der Künstler sich traditionelle kanarische Gebäude zum Vorbild genommen.

Garten des letzten Wohnhauses des großen Künstlers aus Lanzarote.

Das letzte Wohnhaus des Künstlers

Manriques Schaffen auf anderen Kanarischen Inseln

Auch auf den übrigen Kanareninseln (sowie in anderen Teilen Spaniens) hinterließ der große Künstler von Lanzarote seine Spuren. Bei einem Urlaub auf Teneriffa zum Beispiel wirst du bestimmt das ein oder andere Werk zu sehen bekommen, da César Manrique hier für mehrere touristische Projekte beauftragt wurde, insbesondere für die Gestaltung von Küstenarealen. Die Nordküste Teneriffas ist bekannt für ihre etwas rauere See und hohen Wellengang. Die Gestaltung von Meerwasserbecken, in denen man gefahrlos schwimmen kann, ist deshalb sehr populär. In Puerto de la Cruz erschuf César Manrique daher die beliebte Wasserlandschaft Lago Martiánez aus Elementen von Vulkangestein, sowie die Strandanlagen von Playa Jardín. In Santa Cruz erschuf er den Parque Marítimo César Manrique, einen Freizeitkomplex mit herrlichen Meerwasserpools. 

Künstlicher See Lago Martiánez in Puerto de la Cruz, Teneriffa.

Lago Martiánez in Teneriffa

Auf den kleineren Kanareninseln ist er vor allem für seine Aussichtspunkte bekannt, wie den Mirador de la Peña auf El Hierro im Norden der Insel, der ebenfalls ein Restaurant beherbergt, oder den Mirador de El Palmarejo auf La Gomera, der eine überwältigende Aussicht auf das berühmte Valle del Rey bietet. Auf der kleinen Insel la Palma befindet sich die Skulptur Al Infinito („In die Unendlichkeit“), die César Manrique zu Ehren der Einweihung des Observatoriums am Roque de los Muchachos erschuf. Bei einem Urlaub auf den Kanaren (nicht nur auf Lanzarote) solltest du also immer nach den Werken des Künstlers Ausschau halten.


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