Costa Rica Kultur: die kulturellen Perlen im Land des Pura Vida

Das Besondere an der Kultur in Costa Rica ist, dass hier auf engstem Raum die verschiedensten Kulturen miteinander verschmolzen sind. Vor der Eroberung durch die Spanier lebten acht verschiedene indigene Völker auf dem heutigen Staatsgebiet, die ihre Kultur und Sprache teilweise bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Sie haben zudem einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die kulturelle Entwicklung des Landes gehabt. 

Dazu kommt selbstverständlich der Einfluss der spanischen Kultur, aber auch der afrokaribischen, der italienischen und der chinesischen. Letztere vor allem im Zusammenhang mit dem Bau der Eisenbahn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der sehr viel Immigration mit sich brachte. Bei so einem kleinen Land wirkt ein derartiger Mix der Kulturen besonders bunt! Hier findest du einige Highlights, die deinen Urlaub in Costa Rica bereichern werden.

Die berühmten Steinkugeln von Costa Rica sind einer der rätselhaftesten und beeindruckendsten archäologischen Schätze des vorkolumbischen Amerika und gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO. Es handelt sich um perfekt gearbeitete Kugeln von bis zu 2,5 m Durchmesser, die der Diquís-Kultur zugeschrieben werden. Wahrscheinlich waren es die Vorfahren der heutigen Boruca- Indianer (siehe unten), die diese beeindruckenden Artefakte gefertigt haben. In der Vergangenheit sind viele durch Unkenntnis zerstört wurden, ein Großteil ist jedoch in einem perfekten Zustand erhalten geblieben und kann heute zum Beispiel im Nationalmuseum von Costa Rica in San José besichtigt werden. Die Steinkugeln gelten als nationales Symbol Costa Ricas und zieren auch verschiedene öffentliche Gebäude.

Wo befindet sich die größte Jade-Sammlung der Welt? Wahrscheinlich würden sie die meisten irgendwo in China oder Ostasien generell vermuten. Tatsache ist jedoch, dass es in Mittelamerika sehr große Jade-Vorkommen gibt und dass die indigenen Völker der Region eine überaus filigrane Jade-Kunst entwickelt haben, die sich insbesondere auf die Region des heutigen Costa Rica konzentrierte. 

Sie wurde von verschiedenen indigenen Völkern der Region gepflegt und hat immense Schätze an vorkolumbischen Kunstwerken hinterlassen. Deshalb befindet sich die größte Jade-Sammlung der Welt tatsächlich im Jade-Museum in Costa Rica, das auf jeden Fall einen Besuch wert ist, wenn man die Hauptstadt San José besucht und die indigene Kultur Costa Ricas entdecken möchte.

Die Region Limón an der Karibikküste Costa Ricas ist kulturell besonders interessant. Hier haben sich viele Immigranten aus Jamaika und anderen englischsprachigen Inseln der Karibik niedergelassen. Als Resultat ist die Region heute mehrsprachig: Es wird Spanisch, karibisches Englisch und eine Kreolsprache, das so genannte Mekatelyu gesprochen, das auf einer Mischung von Englisch und Spanisch basiert. 

Die Einwanderer brachten aber nicht nur ihre Sprache mit, sondern auch ihre Musik, den Calypso. Dieser hat sich unter Einfluss der einheimischen Musik in Costa Rica zu einem eigenständigen Musik- und Tanzstil entwickelt, den “Calypso limonense”. Er hat die Besonderheit, dass er sowohl auf Englisch als auch auf Spanisch gesungen wird. Einer der berühmtesten Interpreten dieses Stils ist Walter Ferguson, der Sohn jamaikanischer Einwanderer, die sich in Limón niederließen.

Während der gesamten Kolonialzeit basierte die Wirtschaft und Gesellschaft des Landes vor allem auf dem Landbau. Deshalb sind in Costa Rica Kultur und Landwirtschaft eng miteinander verbunden. Es gibt eine Kultur des Kaffees, eine Kultur der Bananen, eine Kultur des Kakao, etc. Als Transportmittel für die verschiedenen Produkte verwendete man traditionell die Ochsenkarren, die in Costa Rica mit bunten und filigranen Motiven verziert werden.

Die traditionelle Bemalung der Ochsenkarren zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO und gilt als kulturelles Symbol von Costa Rica. Das Handwerk wird besonders im Kanton von Sarchí gepflegt, aber überall im Land finden Veranstaltungen zu Ehren der Ochsentreiber statt, bei denen die wunderschönen Ochsenkarren zur Schau gestellt werden, zum Beispiel in Escazú, wo am zweiten Sonntag im März der Nationale Tag des Ochsentreibers gefeiert wird. 

Die Boruca sind eines der indigenen Völker Costa Ricas, die einen großen Teil ihrer kulturellen Identität bewahren konnten. Sie leben heute in einem Reservat in der Provinz Puntarenas und haben in Costa Rica Traditionen am Leben erhalten, die bereits lange vor der Eroberung gepflegt wurden. Zu ihrem kulturellen Erbe gehören die traditionellen bemalten Masken aus Balsaholz. Diese sind nicht nur ein beliebtes Souvenir, sondern spielen auch eine besondere Rolle beim jährlichen Fest des Juego de los Diablillos. Es geht auf die Zeit der Eroberung zurück und stellt den Widerstand der Boruca gegen die Spanier in Form von Diablitos (“Teufelchen”) dar. Das Fest findet jedes Jahr zwischen dem 30. Dezember und dem 2. Januar statt, sowie am 1. Februarwochenende im Reservat Rey Curré. Man hat also mehrere Möglichkeiten, diesem Spektakel beizuwohnen, das immer mehr Neugierige auch von außerhalb der indigenen Gemeinde anzieht.

Die Chorotegas sind die Erben der Nicoya-Kultur, die für ihre exquisite Keramik-Kunst berühmt ist. Dieser Kultur in Costa Rica war eine der ersten, die von den Spaniern erobert wurde und hat leider viel von ihrer kulturellen Identität, worunter ihre Sprache, verloren. Was jedoch erhalten geblieben ist, ist die traditionelle Keramik, die noch heute in einigen Orten der Provinz Guanacaste wie Las Pozas, San Vicente de Nicoya und Guaitil de Santa Cruz mit denselben Materialien und Techniken gepflegt wird wie in vorkolumbischer Zeit. Diese Handwerkskunst gehört zum geschützten Kulturgut des Landes und wird gefördert, damit sie nicht verloren geht. Man kann sich die Nicoya-Keramik also im Museum ansehen, man kann aber auch ein Stück uralte handwerkliche Tradition als Souvenir mit nachhause nehmen.

Das Volk der Bribri ist wohl dasjenige der indigenen Völker Costa Ricas, das am authentischsten seine Kultur und seine Identität, einschließlich seiner Sprache, bewahrt hat. Das liegt unter anderem daran, dass dieses Volk sehr abseits der wirtschaftlichen und kulturellen Zentren der Kolonialverwaltung in der Talamanca-Gebirgskette lebte. 

Die Bribri leben vor allem von der Landwirtschaft, insbesondere vom Anbau von Kakao und Bananen. Obwohl es eine Besonderheit ihrer Kultur ist, dass die Häuser der einzelnen Familien sehr weit auseinander liegen, handelt es sich dennoch um ein gastfreundliches Volk, und sind Besuche in den Reservaten der Bribri möglich. Dies ist natürlich ein ganz besonderes Urlaubserlebnis, bei dem einem bewusst werden kann, wieviel indigene Kultur Costa Rica dank der vielen Reservate hat bewahren können.

Bei so viel lebendiger Kultur mit unzähligen Festen, Musik und Tanz das ganze Jahr über, mag ein Besuch im Museum fast schon wieder langweilig erscheinen. Aber lass dich nicht abschrecken, denn die Museen in Costa Rica haben wunderschöne Schätze zu bieten. Wir haben bereits das Jade-Museum und das Nationalmuseum erwähnt, in dem man außer den oben genannten noch viele andere Funde aus vorkolumbischer Zeit bewundern kann. Ein weiteres wichtiges archäologisches Museum ist das Museo del Oro Precolombino (“Museum des vorkolumbischen Goldes“), in dem vor allem Funde der Diquís-Kultur zu bewundern sind. Wenn man sich einen Eindruck von der zeitgenössischen Kultur Costa Ricas machen möchte, ist auch ein Besuch im Centro Costarricense de la Ciencia y la Cultura  („Zentrum der Wissenschaft und Kultur Costa Ricas“) sowie im Museo de arte Costarricense (Museum Costa-Ricanischer Kunst“) empfehlenswert, wo man vor allem Kunstwerke aus der Zeit zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und der Gegenwart zu sehen bekommt.