Jerez de la Frontera: Sehenswürdigkeiten und Unternehmungen
Die größte Stadt der spanischen Provinz Cádiz lockt mit ihren berühmten Weinkellern, aber auch mit vielen pittoresken Ecken und kulturellen Sehenswürdigkeiten. Jerez de la Frontera ist ein Stück andalusische Essenz, das man sich bei einem Urlaub in der Region nicht entgehen lassen sollte
Jerez de la Frontera (kurz: Jerez) ist gleichzeitig eine Ausnahme und ein Klischee. Klischee, weil sie für all das steht, was man gemeinhin als „typisch andalusisch“ betrachtet: Flamenco, Pferde, Feria, Semana Santa, traditionelle Trachten… das ganze Programm. Eine Ausnahme ist sie deshalb, weil sie so ganz anders ist als die restlichen Dörfer und Städte der Region. Der Kontrast zur Hauptstadt Cádiz etwa könnte größer nicht sein: Im Charakter der Menschen, der Atmosphäre, den Traditionen und Gebräuchen und nicht zuletzt auch der Architektur. Eines ist klar: Jerez de la Frontera ist ein Pflichtbesuch bei einem Urlaub in Cádiz. Mit ihren berühmten Weinkellern, ihren Tablaos und Tabancos, ihren Palästen und Gärten, ihrem maurischen Erbe und ihrer großen Roma-Bevölkerung hat Jerez de la Frontera Sehenswürdigkeiten zu bieten, die uns die Geschichte und Kultur Andalusiens näherbringen, nicht nur in Denkmälern und altehrwürdigen Gebäuden, sondern ganz aktuell, mit authentischer Volkskunst und lebendiger Tradition.
Gemütliche Terrasse in der Altstadt von Jerez
Die Weinkultur: Sherry-Bodegas in Jerez de la Frontera
Wenn Jerez für eines bekannt ist, dann ist es für ihren weltweit beliebten Wein: den Sherry, in Spanien jerez de genannt. Das gesamte Stadtbild von Jerez de la Frontera ist von der Sherry-Produktion geprägt, die hier im 18. Jahrhundert ihren Anfang nahm. Überall sieht man die traditionellen Bodegas, die Gebäude, in denen der Sherry gelagert wird, bei denen es sich aber nicht um Weinkeller handelt, da der Wein aus Jerez oberirdisch in großen Hallen gelagert wird. Sie gehören zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Jerez.
Das gesamte Stadtbild von Jerez de la Frontera ist von der Sherry-Produktion geprägt
Da die Sherry-Produzenten im Laufe der Zeit sehr reich wurden, sind viele der traditionellen Bodegas in Jerez zudem mit ausgedehnten, schönen Gartenanlagen und altehrwürdigen Herrenhäusern umgeben, die der Stadt ein sehr nobles Ambiente verleihen. Alleine in Jerez gibt es über 50 verschiedene Unternehmen, die Sherry prozieren. Einige der einst traditionellen Betriebe sind heute multinationale Konzerne, andere befinden sich noch stets in Familienbesitz. Für ein besonders authentisches Erlebnis besucht man am besten die kleineren Bodegas, wo man häufig sehr exklusive Tropfen probieren kann.
Die typische Anordnung der Fässer in den Bodegas von Jerez
Flamenco in Jerez de la Frontera
Einer der Hauptreize für Kulturfreunde in Jerez de la Frontera besteht darin, dass man hier noch authentischen Flamenco erleben kann. Authentisch bedeutet, dass diese Musik hier sehr lebendig ist und sowohl professionell, als auch amateurhaft und spontan gespielt, gesungen und getanzt wird. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Jerez de la Frontera eine der Wiegen des Flamencos war (zusammen mit Cádiz und Sevilla) und dass hier eine der größten Roma-Bevölkerungen Spaniens lebt, die die Tradition am Leben erhält. So muss man für Flamenco in in Jerez nicht wie andernorts auf Shows für Touristen zurückgreifen, sondern kann eine der vielen Peñas (kulturelle Vereine) und Tablaos (Bühnen) besuchen, wo die Aufführungen meist gratis sind und vor allem von Einheimischen besucht werden.
Jerez de la Frontera war eine der Wiegen des Flamencos
Für die Programme informiert man sich am besten vor Ort, im Internet, über soziale Netzwerke oder bei der Touristeninformation. Auch dein Hotel im Zentrum von Jerez kann dir weiterhelfen. Außerdem finden in Jerez das ganze Jahr über Flamenco-Festivals statt, wie zum Beispiel das Festival de Jerez zwischen Februar und März oder die Fiesta de la Bulería im September, im Rahmen des Weinlesefestes (Fiesta de la Vendimia).
In Jerez wird Flamenco großgeschrieben
Tabancos in Jerez de la Frontera
Eines der authentischsten Erlebnisse in Jerez de la Frontera bieten die sogenannten Tabancos. Hierbei handelt es sich um eine Art von Weinlokal, das typisch für die Stadt Jerez ist und das im Zuge der Sherry-Produktion aufkam. Die Essenz eines Tabanco ist die Holztheke mit den dahinter aufgereihten großen Weinfässern, aus denen man direkt den Wein serviert bekommt. Hierzu werden meist kleine, typische Tapas aus der Region serviert wie die berühmten Artischocken in Pedro Ximénez-Sauce oder der Eintopf aus Spanischen Golddisteln (Tagarninas).
Aufgrund ihres besonderen kulturellen und historischen Wertes gehören die Tabancos zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Jerez
Die Tabancos haben allesamt eine urige Dekoration mit vielen alten Bildern an den Wänden und eine besonders gemütliche Atmosphäre. Aufgrund ihres besonderen kulturellen und historischen Wertes gehören sie zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Jerez de la Frontera und hat das Tourismusbüro der Stadt die sogenannte Ruta del tabanco („Tabanco-Route“) ins Leben gerufen, über die man sich bei der Touristeninformation erkundigen kann. In einigen Tabancos, wie dem Tabanco El Pasaje, treten auch Flamenco-Künstler auf, in anderen kann man vielleicht ganz spontan ein bisschen Flamenco-Gesang zu hören bekommen.
Aufführung in einem typischen Tabanco
Kirchen in Jerez de la Frontera: Kathedrale und San Miguel
Die Stadt hat ihren Ursprung in maurischer Zeit und wurde 1264 im Zuge der Reconquista von den Christen erobert. Ab diesem Zeitpunkt wurden an allen Orten der Stadt, an denen sich vorher Moscheen befanden, Kirchen errichtet, die heute wichtige Sehenswürdigkeiten in Jerez darstellen. Allerdings sind diese ursprünglich mittelalterlichen Kirchen im Laufe der Zeit meist mehrmals umgebaut worden.
Dies war auch der Fall der Kathedrale von Jerez de la Frontera, die über den Ruinen der alten Kirche von San Salvador errichtet wurde, die ihrerseits die Hauptmoschee der Stadt ersetzt hatte. Von außen fällt der Glockenturm auf, der etwas abseits vom Gebäude der Kathedrale steht. Es handelt sich wahrscheinlich um das frühere Minarett der Moschee. Es ist möglich, den Turm zu besteigen und eine spektakuläre Panoramasicht über die Stadt zu genießen. Einen schönen Blick von weitem auf die Kathedrale erhält man übrigens von der Terrasse der (modernen) arabischen Bäder der Stadt aus. Das Innere der Kathedrale besticht mit Skulpturen und Malereien von großem künstlerischem Wert.
Kathedrale von Jerez
Eine andere wichtige Kirche von Jerez ist die Iglesia de San Miguel, die zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert erbaut wurde und auf elegante Weise Gotik-, Renaissance- und Barockelemente miteinander vereint. Aufgrund ihrer Größe wird sie nicht selten mit der Kathedrale verwechselt und gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Jerez de la Frontera. Das Innere der Iglesia de San Miguel ist schlichtweg spektakulär, mit einem beeindruckenden Retabel aus dem 17. Jahrhundert und künstlerisch hochwertigen Kapellen aus verschiedenen Epochen.
Iglesia de San Miguel
Alcázar de Jerez de la Frontera: Sehenswürdigkeiten aus maurischer Zeit
Ganz in der Nähe der Kathedrale befindet sich die alte maurische Festung – der Alcázar de Jerez de la Frontera. Obwohl er nicht die Ausmaße und den Prunk des Alcázar von Sevilla besitzt, handelt es sich um einen überaus interessanten Ort und eines der wenigen erhaltenen Gebäude aus der Zeit der Almohaden in Andalusien. Im 12. Jahrhundert erbaut, sind von der ursprünglichen arabischen Festung nicht nur die Mauern erhalten, sondern auch die Moschee mit ihrem Minarett und die maurischen Bäder, die sich in einem exzellenten Zustand befinden. Auch die schönen Gärten des Palastes folgen dem ursprünglichen Grundriss der Anlage. Zudem finden gegenwärtig archäologische Untersuchungen statt, um weitere Teile der maurischen Festung freizulegen.
Der Alcázar von Jerez ist eines der wenigen erhaltenen Gebäude aus der Zeit der Almohaden in Andalusien
Aus moderneren Zeiten stammen der Barockpalast von Villavicencio und eine alte Ölpresse, beide aus dem 17. Jahrhundert. Eine besondere Attraktion innerhalb des Alcázar von Jerez ist die Camera obscura, die sich in einem der Türme des Palastes befindet und die anhand eines Systems aus Spiegeln und Linsen ein Bild der Stadt auf eine Leinwand wirft. Als höchster Punkt der Stadt ist der Alcázar der perfekt gewählte Ort für diese Sehenswürdigkeit in Jerez.
Ein Turm des Alcázar
Stadtpalais in Jerez: Sehenswürdigkeiten, die vom Reichtum der Stadt zeugen
Jerez de la Frontera ist von jeher eine reiche Stadt gewesen, was durch die Ende des 18. Jahrhunderts aufkommende Weinindustrie noch verstärkt wurde. Dementsprechend voll von Prunk- und Prachtbauten ist sie denn auch und findet man in Jerez Sehenswürdigkeiten auf Schritt und Tritt. Insbesondere die vielen Stadtpalais, von denen einige heute besichtigt werden können, ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Wenn man die berühmte Calle Larga entlangläuft, die pulsierende Geschäftsstraße im Herzen der Stadt, genügen Blicke links und rechts auf die Fassaden der Gebäude wie die des Palastes der Markgrafen von Villamarta, um sich vom noblen Erbe der Stadt zu überzeugen.
Für einen Besuch des Inneren sind besonders zwei Paläste empfehlenswert: Zum einen der Palast der Familie Domecq, einer Familie, deren Geschichte eng mit der der Weine von Jerez verknüpft ist und deren Palast neben einer exquisiten Architektur einen tiefen Einblick in die Geschichte der Stadt bietet. Zum anderen der Palacio del Virrey Laserna, ein wunderschöner Palast im neoklassizistischen Stil, dessen Fundamente jedoch noch aus maurischer Zeit stammen und der sich seit dem 13. Jahrhundert im Besitz derselben Familie befindet.
Der Palacio Domecq von außen gesehen
Museen in Jerez de la Frontera
Wenn man in Jerez de la Frontera Sehenswürdigkeiten der besonderen Art sucht, sollte man unbedingt das Uhrenmuseum bzw. den Palast der Zeit (Palacio del tiempo) ansteuern. Suchen muss man dieses Museum unter dem Namen Museos de la Atalaya, da es sich im Ganzen um einen Komplex mit mehreren, von Gärten umgebenen Gebäuden handelt, die ebenfalls als kulturelles Zentrum dienen. Das Uhrenmuseum selber, das in einem alten Palast aus dem 19. Jahrhundert untergebracht ist, ist einzigartig in Spanien und beherbergt eine der bedeutendsten Uhrensammlungen Europas.
Das Uhrenmuseum ist einzigartig in Spanien und beherbergt eine der bedeutendsten Uhrensammlungen Europas
Ebenfalls einen Besuch wert ist das Archäologische Museum von Jerez. Es ist in einem alten Barockpalais aus dem 17. Jahrhundert untergebracht und gehört zu den bedeutendsten Museen der Provinz Cádiz. Es beherbergt Funde aus der Region von der Altsteinzeit, über die Antike und das Mittelalter bis hin zur Neuzeit. Nach einem ganze sieben Jahre dauernden Renovierungsprozess ist das Museum zudem besonders ansprechend und modern gestaltet und gehört zu den schönsten Sehenswürdigkeiten in Jerez de la Frontera.