Kanarischer Wein: außergewöhnliche Vielfalt auf kleinstem Raum
Kanarischer Wein ist nicht so bekannt wie andere spanische Weine. Doch es handelt sich um besonders erlesene Weine aus ungewöhnlichen Anbaugebieten.
Kanarischer Wein ist im Ausland nicht so bekannt wie andere spanische Weine. Dieser geringe Bekanntheitsgrad hat jedoch nicht mit der Qualität zu tun. Vielmehr muss man die Gründe bei der relativ geringen Produktion suchen. Die Anbaufläche auf den Kanaren ist begrenzt und muss den Berghängen und Lavaböden abgetrotzt werden, weshalb es auf allen kanarischen Inseln zusammen insgesamt nur etwa 15.000 Hektar Weinberge gibt. Diese produzieren vor allem für den Konsum im eigenen Land und nicht so sehr für den Export. Deshalb entdecken viele Ausländer die kanarischen Weine erst im Urlaub, etwa bei einem Besuch der vielen Weingüter, wo man alles über Wein von den Kanaren erfährt, eine Weinprobe machen und kanarische Weine kaufen kann. Und auch in den Restaurants und Hotels auf den Kanarischen Inseln bekommt man häufig erlesene einheimische Tropfen serviert. Ein Grund mehr, die „glücklichen Inseln“ zu besuchen, deren Landschaft durch die Weinberge einen noch größeren Reiz erhält.
Eine besondere Region für besondere Weine
Die Kanaren sind ein weltweit einzigartiges Weinanbaugebiet. Dies hat zum einen mit den besonderen geographischen Verhältnissen zu tun: auf engsten Raum ballen sich die unterschiedlichsten Klimaverhältnisse, Höhenlagen und Böden, die zur Entwicklung der unterschiedlichsten Anbaumethoden geführt haben. Zum anderen ist die Region im Gegensatz zum Rest von Europa von der verheerenden Phylloxera- bzw. Reblaus-Plage verschont geblieben, weswegen hier besonders alte Rebsorten und ebenso alte Anbautechniken erhalten geblieben sind. Aus diesem Grund treffen wir auf den Kanarischen Inseln heute Traubenarten und Anbaumethoden an, die nirgendwo anders auf der Welt zu finden sind. Das schlägt sich natürlich im Geschmack nieder und erklärt, warum auf dem kanarischen Archipel so besondere Weine produziert werden. Und es hat ebenfalls einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Landschaft der Inseln gehabt. Als Kuriosität sei erwähnt, dass sich auf den Kanaren die höchsten Weinberge Europas befinden, und zwar auf Teneriffa, auf fast 1800 m Höhe.
Wein aus Teneriffa: unglaubliche Vielfalt
Allein für den Wein aus Teneriffa gibt es fünf verschiedene geschützte Herkunftsbezeichnungen (spanische Qualitätsstufe Denominación de Origen, Kürzel: D. O.). Der Weinbau hat hier eine besonders lange Tradition. Die ersten Reben wurden bereits im 15. Jahrhundert gepflanzt, und schon bald war kanarischer Wein im Norden Europas, insbesondere in England, beliebt. Unter den vielen unterschiedlichen Anbaumethoden muss die Reberziehung nach dem System der mehrfach verflochtenen Schnur (viñas en rastras o en cordón trenzado) in der Gegend von La Orotava hervorgehoben werden, die einzigartig auf der Welt ist. Die Reben werden hierfür verlängert und zu einer Art verworrenem geflochtenen Zopf verwoben. Solche Weinreben hast du bestimmt noch nicht gesehen. Bei einem Urlaub auf den Kanarischen Inseln sollte man sich nicht den Besuch eines der Weingüter wie etwa der Bodegas Monje entgehen lassen, die ausgesprochen malerisch in der Landschaft liegen. Auch ein Besuch des Weinmuseums in El Sauzal bietet sich an.
Wein aus Lanzarote: der Erde abgetrotzt
Äußerst widrige Anbaubedingungen bietet die Vulkaninsel Lanzarote. Weingüter haben hier mit dicken Schichten an Lavaasche und den ständig wehenden Passatwinden zu kämpfen, die das Wachstum der Reben erschweren. Aber der Mensch ist findig und hat es verstanden, verschiedene Anbaumethoden für Wein auch unter diesen widrigen Umständen zu erfinden. Teils werden tiefe Gruben gegraben, um bis zur fruchtbaren Erde vorzudringen und die Reben gleichzeitig vor dem Wind zu schützen. Eine andere traditionelle Methode besteht aus dem Bau von Steinmauern, die mit einigem Abstand errichtet und hinter denen die Weinreben gepflanzt werden. Das Resultat ist eine einzigartige und überwältigende Kulturlandschaft, in der sich von der rabenschwarzen Erde die grünen Farbtupfer der Reben abheben. Im Museum der Bodegas El Grifo kann man einen Eindruck davon bekommen, wie viel Arbeit in einem Wein aus Lanzarote steckt. Die Insel ist vor allem für ihre süßen Weine bekannt, aber auch guter Rotwein ist stark im Kommen.
La Palma: Route durch herrliche Weinanbaugebiete
Die kleine Insel La Palma besitzt ihre eigene geschützte Herkunftsbezeichnung für Wein. Für an Wein interessierte Touristen ist sie besonders attraktiv, da hier im Rahmen des Biosphärenreservats La Palma besonderer Wert auf Landschaftsschutz und Förderung der traditionellen Landwirtschaft gelegt wird. Kanarischer Wein wird hierbei ganz groß geschrieben. So wurde eine Weinroute – Ruta del Vino - ins Leben gerufen, die durch die wichtigsten Weinanbaugebiete und zu verschiedenen Weinkellereien führt, die besichtigt werden können. Auch das Weinmuseum der Insel liegt auf dieser Route. Außerdem gibt es hier praktisch zu jeder Jahreszeit etwas zu sehen, denn aufgrund der unterschiedlichen Klimaverhältnisse beginnt die Weinlese an einigen Orten Mitte Juli, an anderen erst im November. Entlang der Weinroute gibt es übrigens auch besonders schöne und gut ausgeschilderte Wanderwege.
Kanarischer Wein von anderen Inseln: Gran Canaria, Fuerteventura, La Gomera und El Hierro
Auch auf den anderen Inseln gibt es Wein: Gran Canaria ist eine aufstrebende Weinregion, mit nicht allzu langer Tradition, aber dafür mit hervorragenden Resultaten. Auf Fuerteventura ist der Weinbau durch längere Trockenperioden leider etwas zum Stillstand gekommen. Heute betreiben nur noch wenige Winzer den Weinanbau aus Liebhaberei. Auf La Gomera ist es besonders faszinierend, zu sehen, wie anhand von weitläufigen Terrassenfeldern den Berghängen Meter für Meter fruchtbares Land für den Weinbau abgetrotzt wurde. Die großen Höhenunterschiede sorgen hier für ganz unterschiedliche Geschmacksrichtungen und erlesene Weine besonders aus den höheren Regionen. Und auch auf El Hierro gibt es noch immer kleine Familienbetriebe, die liebevoll auf traditionelle Weise gute Weine produzieren. Kanarischer Wein von diesen vier Inseln schmeckt mit Sicherheit am besten, wenn man ihn vor Ort direkt beim Winzer probiert. Und im Idealfall genießt man dazu leckere kanarische Spezialitäten wie kanarische Kartoffeln oder kanarischen Käse.