Kapverdische Inseln: Ein Reiseziel, das auf regenerativen Tourismus setzt

Das Konzept, das vor allem im englischsprachigen Raum als “regenerative tourism” bekannt ist, geht darüber hinaus, was im Allgemeinen als “nachhaltiger Tourismus” oder “sanfter Tourismus” bezeichnet wird. Nachhaltiger Tourismus zielt in erster Linie darauf ab, die negativen Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt und die lokalen Gemeinschaften zu minimieren und auf Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit zu achten. Beim regenerativen Tourismus ist der Ansatz jedoch um einiges ambitionierter: Es sollen nicht nur die negativen Auswirkungen minimiert werden, sondern der Tourismus soll so konzipiert werden, dass er einen direkt positiven Einfluss auf die lokale Wirtschaft, die Lebensbedingungen der Bevölkerung und die Umwelt hat. 

„Regenerativ“ bedeutet zudem, dass bereits entstandene Schäden rückgängig gemacht werden sollen. Ein Hotel beispielsweise soll nicht nur Maßnahmen zum Umweltschutz im eigenen Betrieb treffen, sondern sich aktiv an Schutzprogrammen und lokalen Initiativen beteiligen, um natürliche Lebensräume wiederherzustellen. So wird versucht, die natürlichen Ressourcen und die lokale Kultur zu regenerieren und zu schützen. Ein Modell, bei dem das Reiseland Kapverdische Inseln Vorreiter ist.

Die Kapverdischen Inseln bieten die idealen Voraussetzungen, dieses Konzept umzusetzen, und zwar nicht nur von Seiten des Angebots, sondern auch von Seiten der Besucher. Regenerativer Tourismus ist nämlich etwas, das auch der Reisende verinnerlichen muss. Interesse an der lokalen Kultur, Einkaufen bei lokalen Händlern und Märkten, die lokale Bevölkerung kennen und schätzen lernen, Respekt vor Landschaft und Umwelt... das alles gehört dazu. Die Kapverdischen Inseln eignen sich hierfür hervorragend. Sie gelten als das sicherste Reiseland in Afrika und haben eine offene und freundliche Bevölkerung, so dass man hier sehr gut Touren auf eigene Faust machen kann. 

Die Verbindungen zwischen den Inseln sind außerdem sehr gut, so dass man verschiedene Kapverdische Inseln individuell im selben Urlaub entdecken kann. Das Angebot an Kunst, Kultur, Musik und Natur ist sehr vielfältig und damit auch die Möglichkeiten, sich unter die lokale Bevölkerung zu mischen und ihre authentischen Traditionen kennenzulernen.

Die Bemühungen der Kapverdischen Regierung und der Tourismusindustrie um einen regenerativen Tourismus haben schon seit einigen Jahren begonnen, ihre Früchte zu zeigen. So war das Reiseziel Kapverdische Inseln beispielsweise auch in diesem Jahr wieder unter den Ländern, die mit dem Ethical Traveler Award ausgezeichnet wurden. Der Ethical Traveler Award ist eine Auszeichnung, die von der gemeinnützigen Organisation Ethical Traveler an Länder vergeben wird, die hohe Standards in Bezug auf soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und menschenrechtliche Standards in der Tourismusindustrie erfüllen. Die Auszeichnung soll Touristen bei der Auswahl verantwortungsvoller Reiseziele unterstützen und Regierungen ermutigen, sich für eine nachhaltige und gerechte Tourismusindustrie zu engagieren. 

Du bist neugierig geworden? Du magst Reiseziele abseits der ausgetretenen Pfade? Vielleicht bist du schon dabei, deine Reiseroute zu planen? Dann wirst du gesehen haben, dass es insgesamt zehn Kapverdische Inseln gibt, von denen neun bewohnt sind: São Tiago, Boa Vista, Sal, São Vicente, Santo Antão, Fogo, Maio, São Nicolau, Brava und Santa Luzia (letztere unbewohnt). Dazu kommen einige unbewohnte kleinere Eilanden. Jede dieser Inseln hat ihren ganz eigenen Charme und ihr eigenes Angebot an Kultur und Natur. Bei Kap Verde-Reisen ist es üblich, Inselhopping zu machen und zumindest zwei oder drei der Inseln zu besuchen. Für authentische Reiseerlebnisse im Kontakt mit der Natur und der Kultur der Kapverdischen Inseln haben wir hier ein paar Ideen für dich zusammengestellt.

Kapverdischer Wein? Ja, den gibt es tatsächlich, trotz des trockenen Klimas. Die Inseln der Kapverden sind vulkanischen Ursprungs und verfügen über sehr fruchtbare Böden, ganz ähnlich wie der Weinbau auf den Kanarischen Inseln. Auf der Isla Fogo werden die Hänge des immer noch aktiven Vulkans Pico do Fogo für den Weinbau genutzt, an denen sich in Höhenlagen über 1000 Meter Tau und sogar Nachtfrost bildet, der von den Vulkanasche-Böden aufgesaugt wird. Hier wachsen exquisite Reben für Weine mit einer eigenen Herkunftsbezeichnung. Die Arbeit ist mühsam, da Teile der Weinberge immer wieder von Ausbrüchen des Vulkans zerstört werden. Ein Ausflug in diese Weinberge ist ein einmaliges Erlebnis, und wenn du auch noch ein paar Flaschen kaufst, erwirbst du nicht nur eine echte Gaumenfreude, sondern leistest auch einen Beitrag zur Förderung der lokalen Wirtschaft.

Die Kapverdische Musik ist weltbekannt, und zwar vor allem dank einer überragenden Künstlerin:  Cesária Évora. Diese war vor allem für ihre Mornas bekannt, ein Musikrichtung, die vom portugiesischen Fado beeinflusst wurde und seit 2019 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO zählt. Die Morna erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit, insbesondere auf der Insel Boa Vista, wo sie entstanden sein soll. 

Aber es gibt auf den Kapverden noch viele andere Musikrichtungen, die aus der Mischung portugiesischer, afrikanischer und brasilianischer Einflüsse entstanden sind, wie zum Beispiel der Batuque oder der Funaná, die auch getanzt werden. Musik ist die universellste aller Sprachen, und es ist die beste Art, in die lokale Kultur von Kap Verde einzutauchen. Das Gute: Du brauchst im Urlaub auf den Kapverdischen Inseln nicht lange nach Konzerten zu suchen, denn die Musik ist hier allgegenwärtig. Geh einfach abends in den pittoresken Ortszentren der Inseln aus und lass dich von den Rhythmen mitreißen.

Auf den Kapverden befinden sich einige der weltweit wichtigsten Brutplätze für Meeresschildkröten, insbesondere auf der Insel Boa Vista. Vor allem die Unechte Karettschildkröte trifft man beim Tauchen auf den Kapverdischen Inseln an, aber auch andere Meeresschildkröten-Arten wie die Echte Karettschildkröte, die Grüne Meeresschildkröte und die Lederschildkröte. Von Mitte Juni bis Mitte September legen die Schildkröten an den Stränden von Kap Verde ihre Eier ab, und etwa zwei Monate später schlüpfen die kleinen Baby-Schildkröten. Der Besuch eines solchen Schildkrötenstrandes ist ein einmaliges Erlebnis, aber es muss unbedingt unter der Anleitung einer zertifizierten Umweltschutz-Organisationen geschehen, damit man keinen ungewollten Schaden aus Unwissenheit anrichtet. Auf den Kapverdischen Inseln gibt es verschiedene Schildkröten-Schutzprogramme, die sehr erfolgreich sind und deren Mitarbeiter auch Führungen für Touristen anbieten. Auf Boa Vista ist das die Turtle Foundation, die ebenfalls Freiwilligen-Programme und Patenschaften für Schildkrötennester anbietet.

Es gibt unzählige Möglichkeiten, wenn man in Kap Verde wandern möchte. Tatsächlich handelt es sich um eine der besten Möglichkeiten, die landschaftliche Vielfalt der Inseln zu entdecken. Ein echter Geheimtipp ist jedoch die touristisch noch wenig erschlossene Insel Santo Antão mit ihrem spektakulären Naturpark Cova-Paul-Ribeira da Torre. Es handelt sich um eine ausgesprochen wilde, unberührte Natur mit spektakulären Felsschluchten, tropischer Vegetation, Hochgebirge und tiefen Tälern. Eine Landschaft für alle, die von Abenteuergeist durchdrungen sind. Dabei kommt man immer wieder an kleinen pittoresken, an den Berghängen gelegenen Dörfern vorbei, wo man die authentischste Kultur von Kapverden erleben kann, und eventuell der einzige Tourist weit und breit sein wird. Die Wanderungen sind nicht leicht, da die Landschaft sehr zerklüftet ist, aber sie bieten einem im Gegenzug die Möglichkeit, mitten in die Seele der Kapverdischen Inseln einzudringen.