Karneval auf den Kanaren: jede Insel feiert anders

Der Karneval in Santa Cruz de Tenerife ist weltbekannt. Aber der Karneval auf den Kanaren hat mehr zu bieten: jede Insel pflegt andere Karnevalstraditionen.

Kanarischer Karneval hat sehr viele lateinamerikanische Elemente.
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Frühlingshafte bis sommerliche Temperaturen, karibische Musik und eine Bombenstimmung – so wird der Karneval auf den Kanaren gefeiert. Allerdings ist im Ausland vor allem der Karneval auf Teneriffa und der auf Gran Canaria bekannt. Zu Recht, denn hier finden die größten Feste statt. Aber jede einzelne der Kanareninseln hat ihren eigenen Karneval mit oft sehr alten und ganz unterschiedlichen Traditionen zu bieten, die es sich lohnt, beim Urlaub auf den Kanarischen Inseln zu entdecken. Hier eine kleine Übersicht.

Der größte Karneval: Teneriffa

Auf Teneriffa fühlt man sich während der Karnevalszeit wie in der Karibik oder in Brasilien. Das ist auch gar kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Kanarischen Inseln seit der Entdeckung Amerikas immer eine besonders enge Beziehung zur Neuen Welt gehabt haben. Viele Karnevalstraditionen wurden denn auch von dort importiert. Zwar wurde der Karneval auf den Kanaren schon vor dieser Zeit gefeiert, aber der Charakter des Festes hat sich im Laufe der Jahrhunderte durch den kolonialen Einfluss grundlegend verändert. So wird beim Karneval in Santa Cruz de Tenerife überall zu Samba- und Salsaklängen getanzt und treten traditionell  viele berühmte lateinamerikanische Künstler auf, wie etwa Celia Cruz im Jahre 1987, als 250.000 Menschen zu einem Mega-Event zusammenkamen, der im Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurde. Wenn dir die Reise über den großen Teich also zu weit ist, flieg einfach nach Teneriffa. Karneval kann man hier genauso gut (oder noch besser) feiern.

Der Karneval auf Teneriffa ist der bekannteste kanarische Karneval.

Gran Canaria: Karneval mit großer Tradition

Der zweitgrößte Karneval auf den Kanaren findet auf Gran Canaria statt und hat durchaus Ähnlichkeit mit dem des großen Bruders. Am wichtigsten ist der Karneval in las Palmas, aber es gibt auch einen tollen Karneval in Maspalomas. Ähnlich wie in Teneriffa steht der Karneval in Gran Canaria jedes Jahr unter einem anderen Motto oder Thema. Für den „Karneval Gran Canaria 2020“ lautet das Thema: „Es war einmal der Karneval“ (Érase una vez El Carnaval). So werden Kostüme, Dekoration und Bühnen ganz im Zeichen verschiedenster Märchen- und Sagengestalten stehen. Eine Besonderheit beim Karneval auf Gran Canaria ist, dass neben der „normalen“ Karnevalskönigin auch die Drag Queen des Karneval gewählt wird. Die Gala hierfür findet seit 1998 statt und erfreut sich so großer Beliebtheit, dass sie sogar im nationalen spanischen Fernsehen übertragen wird.

La Palma: Karneval mit kubanischer Note

Eine ganz besondere Tradition wird auf der kleinen Kanareninsel La Palma gepflegt. Hier wird die Ankunft von „Los Indianos“ gefeiert. Es handelt sich um eine Parodie auf die Auswanderer, die aus Kuba auf die Insel zurückkehrten und dabei hochnäsig alle ihre Reichtümer zur Schau stellten. Beim Karneval auf La Palma sind alle in Weiß gekleidet und tragen typische Attribute aus der Kolonialzeit wie Sonnenschirme, Hüte oder dicke Zigarren. Und als wären sie noch nicht weiß genug, bewerfen sie sich gegenseitig mit Talkpuder! Die Herkunft dieser Tradition ist umstritten, aber einiges deutet darauf hin, dass es sich auch hierbei um eine Parodie handelt: die Damen, die aus den Kolonien zurückkehrten, hatten nämlich von der Sonne verbrannte Gesichter, und um das zu kaschieren, verwendeten sie übermäßig viel Puder! Der Karneval von La Palma gilt als der „kubanischste“ Karneval auf den Kanaren, da er mit vielen Elementen der kubanischen Kultur gefeiert wird.

Lanzarote: Karneval von Arrecife

Vom Karneval in Lanzarote sind besonders die Festivitäten von Arrecife zu erwähnen. Es könnte sich dabei eventuell um den ältesten Karneval auf den Kanaren handeln. Besonders kurios ist die Tradition der „Parranda Los Buches“. Es handelt sich dabei um verkleidete Gruppen, die Seemannslieder singend durch die Straßen ziehen, Scherze mit dem umstehenden Publikum machen und ihm hin und wieder Schläge mit den „Buches“ versetzen. Das sind Blasen von großen Fischen, die getrocknet und aufgeblasen werden (etwa wie Luftballons, nur anders halt!). Ein anderer wichtiger kanarischer Karneval ist der von Teguise, bei dem die so genannten Diabletes (Teufelchen) mit ihren auffälligen Kostümen in den Straßen lauern und die Leute erschrecken.

Fuerteventura: Karneval von Puerto del Rosario

Wer in Fuerteventura Karneval feiert, sollte unbedingt in Puerto del Rosario vorbeischauen. Hier gibt es die witzige Tradition der „Arretrancos”, die seit einiger Zeit auch Konkurrenz von den „Achipencos“ erhalten hat. Bei den Arretrancos handelt es sich um eine Art Seifenkistenrennen. Allerdings geht es nicht darum, wer am schnellsten ist, sondern wer die lustigste und originellste Seifenkiste gebastelt hat. So eine Art Kostümwettbewerb, aber für Fahrzeuge. Die Achipencos sind das Gegenstück dazu, aber auf dem Wasser. Es handelt sich um bunt geschmückte Flöße, die jeden Karnevalssonntag in Puerto del Rosario um den Preis für das originellste Floß, aber auch für den besten (umweltfreundlichen) Antrieb wetteifern.

Der Karneval auf Gran Canaria ist der zweitgrößte der kanarischen Inseln.

La Gomera und El Hierro: der kleinste Karneval auf den Kanaren

Die kleinsten Inseln haben logischerweise auch den kleinsten Karneval auf den Kanaren. Aber deswegen sind sie nicht weniger interessant. Auf El Hierro gibt es die Tradition von „Los Carneros“: Junge Leute schwärzen sich am Karnevalsdienstag mit Kohle oder Bitumen den Körper, hängen sich Felle über und verkleiden sich so als Schafsböcke. Ihr Ziel ist es (genau wie bei den Diabletes auf Lanzarote), die Leute zu erschrecken und ihnen nach Möglichkeit nahe genug zu kommen, um sie zu schwärzen. Der Karneval von La Gomera seinerseits vereint die charakteristischen Merkmale des kanarischen Karnevals mit bunten Kostümen, Tanz und Musik, ist aber natürlich erheblich kleiner als der Karneval der größeren Inseln. Wenn man also die großen Menschenmassen nicht so sehr mag, aber dennoch ein authentisches Fest erleben möchte, könnte La Gomera eine tolle Option sein. Es besteht bei dem kleinen Archipel auch immer die Möglichkeit des „Inselhoppings“, wenn man sich nicht entscheiden kann.


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