Mexiko: Kultur-Highlights im Land der bunten Kontraste
Die mexikanische Kultur hat einen besonders markanten Charakter, ist gleichzeitig jedoch ausgesprochen vielfĂ€ltig. Hier ein kleiner Ăberblick fĂŒr alle, die in ihrem Urlaub in Mexiko Kultur, Kunst und Traditionen entdecken möchten
Mexiko ist eines jener LĂ€nder, die seine Besucher nicht nur durch eine paradiesische Natur und ein begnadetes Klima fasziniert, sondern auch durch eine ausgesprochen markante Kultur, die mit keiner anderen auf der Welt zu vergleichen ist. Sie ist das wesentliche Element, das diesem faszinierenden Land seinen Charme verleiht und Reisende aus aller Welt in ihren Bann schlĂ€gt. Die mexikanische Kultur in ein paar Worten zusammenzufassen, ist natĂŒrlich unmöglich. Die Bandbreite reicht von tief verwurzelten Ritualen der Ureinwohner bis hin zu avantgardistischer Kunst und moderner Literatur. Aber wenn du in Mexiko Kultur und Traditionen entdecken und tiefer in die Seele des Landes eindringen möchtest, haben wir hier ein paar Highlights zusammengestellt, die du dir in deinem Mexiko-Urlaub nicht entgehen lassen solltest.
Das Erbe der indigenen Völker in Mexiko: Kultur damals und heute
Auf dem Gebiet, das wir heute als Mexiko kennen, lebten vor der Ankunft der EuropĂ€er viele verschiedene indigene Völker. Die bekanntesten sind die Mayas und die Azteken, aber die Liste ist lang: Zapoteken, Olmeken, Tolteken, Huicholen..., um nur einige zu nennen. Noch heute werden in Mexiko 68 verschiedene indigene Sprachen gesprochen. Und selbstverstĂ€ndlich haben all diese Völker einen enormen Einfluss auf die Kultur in Mexiko gehabt und ĂŒben ihn noch heute aus. Sei es in ihren Festen, in ihren Trachten, ihrer Sprache, ihrer Musik, ihrer Kunst oder ihrer KĂŒche. Das Erbe der indigenen Völker in Mexiko ist also in erster Linie ein lebendiges Erbe. Man bedenke, dass die letzte Maya-Stadt beispielsweise erst 1697 von den Spaniern erobert wurde!
Das Erbe der indigenen Völker in Mexiko ist in erster Linie ein lebendiges Erbe. Man bedenke, dass die letzte Maya-Stadt erst 1697 von den Spaniern erobert wurde
Aber selbstverstĂ€ndlich stellen auch die archĂ€ologischen StĂ€tten der alten Hochkulturen â insbesondere der Maya-Kultur und der Azteken- oder Mexica-Kultur â ein Ă€uĂerst imposantes kulturelles Erbe dar. Wenn du Urlaub in YucatĂĄn machst, bietet sich ein Besuch der Maya-Tempel an. Und wenn du einen Aufenthalt in Mexiko-Stadt geplant hast, solltest du dir einen Besuch der alten Azteken-Stadt TeotihuacĂĄn nicht entgehen lassen.
Der Tempel vom Schlangengott Quetzalcoatl in TeotihuacĂĄn
Mexikanische Malerei: die Wandmalerei hat eine lange Tradition
Die Malerei ist eine der Ă€ltesten und traditionsreichsten KĂŒnste in Mexiko, die auf eine tausendjĂ€hrige Geschichte zurĂŒckschauen kann.
Mesoamerikanische Wandmalerei
Viele der indigenen Völker Mexikos entwickelten eine besonders filigrane und technisch anspruchsvolle Malerei. Ein schönes Beispiel hiervon finden wir etwa in der Maya-StĂ€tte Bonampak im mexikanischen Bundesstaat Chiapas, die fĂŒr ihre besonders gut erhaltenen Wandmalereien berĂŒhmt ist (âBonampakâ bedeutet in der Sprache der Maya so viel wie âbemalte Wandâ). Ein anderer interessanter Ort mit gut erhaltenen Malereien ist die RuinenstĂ€tte Cacaxtla im Bundesstatt Tlaxcala. Die spanischen Missionare bemerkten schnell die technische Versiertheit der einheimischen Maler, tlacuilos gennant, und setzten sie fĂŒr Wandmalereien in den Kirchen zur Evangelisierung ein. Das Resultat war ein Stil, in dem die europĂ€ische Renaissance mit Elementen der traditionellen mesoamerikanischen Malerei verschmolz, wie zum Beispiel im Kloster San NicolĂĄs de Tolentino im mexikanischen Bundesstaat Hidalgo, aber auch in vielen anderen religiösen Bauten aus der Zeit. Diese Art der Malerei sollte einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von Mexikos Kultur und Kunst haben, insbesondere auf die Muralismo-Bewegung des 20. Jahrhunderts.
Muralismo
Internationale BerĂŒhmtheit erlangte die mexikanische Malerei dank der Muralismo- Bewegung, die im Zuge der Mexikanischen Revolution in den zwanziger Jahren aufkam. Es handelte sich um eine der ersten kĂŒnstlerischen Avantgarde-Bewegungen in Lateinamerika, die bewusst dem europĂ€ischen Kanon trotzten und nach einer eigenen kulturellen mexikanisch-amerikanischen IdentitĂ€t strebten. Dazu gehörte unter anderem die Aufnahme von Elementen aus der traditionellen Malerei und Kultur der indigenen Völker. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Malerei war ihr revolutionĂ€rer Charakter und ihre Sozialkritik. Bemerkenswert ist, dass in dieser Zeit in Mexiko Kultur und Kunst von offizieller Seite gefördert wurden, um eine Kunst âvom Volk fĂŒr das Volkâ zu schaffen, und dies galt insbesondere fĂŒr die Muralisten. Der Name âMuralismoâ kommt von Wandmalerei, und tatsĂ€chlich ist es eine der Besonderheiten dieser Bewegung, dass die Werke an öffentlichen PlĂ€tzen und GebĂ€uden mit Fresko-Technik groĂflĂ€chig auf WĂ€nde gemalt wurden, so dass sie fĂŒr jeden zu sehen waren.
Es ist eine der Besonderheiten dieser Bewegung, dass die Werke an öffentlichen PlĂ€tzen und GebĂ€uden mit Fresko-Technik groĂflĂ€chig auf WĂ€nde gemalt wurden, so dass sie fĂŒr jeden zu sehen waren
Wenn man die Werke der Muralisten â zu deren bekanntesten Vertretern Maler wie Diego Rivera, JosĂ© Clemente Orozco oder David Alfaro Siqueiros gehören â sehen möchte, muss man also wissen, wo sie zu finden sind. Mexiko-Stadt ist hierfĂŒr ein guter Ort, insbesondere der SĂŒden und SĂŒdwesten, wo es viele Malereien von Diego Rivera zu sehen gibt, wie zum Beispiel im Nationalpalast (Palacio Nacional) oder am Estadio OlĂmpico Universitario. Es gibt aber auch viele Museen mit Ausstellungen ĂŒber die Muralisten, wie zum Beispiel der Palacio de Bellas Artes (Palast der Schönen KĂŒnste) oder das Museum fĂŒr Moderne Kunst (MAM), ebenfalls in Mexico-Stadt.
WandgemÀlde des Muralisten Desiderio Hernåndez Xochitiotzin in Tlaxcala
Totenkultur in Mexiko
Den Totenkult in Mexiko kennen wir vor allem dank der Feier des berĂŒhmten Tag der Toten, oder aus Filmen wie Coco â Lebendiger als das Leben!. Aber dieses bunte Fest, bei dem die Mexikaner die Friedhöfe in ein Lichtermeer tauchen und gemeinsam mit ihren Verstorbenen tanzen, singen und essen, ist nur der sichtbarste Ausdruck einer tief im mexikanischen Alltag verwurzelten Totenkultur. Der Tod als stĂ€ndiger Begleiter ist eine Eigenart der mexikanischen Kultur, die zum Teil auf das vorchristliche Erbe der indigenen Völker zurĂŒckgeht. Viele vorkolumbische Kulturen wie zum Beispiel die Azteken besaĂen eine Ă€uĂerst fatalistische Weltsicht, in der der Tod allgegenwĂ€rtig war.
Viele vorkolumbische Kulturen wie zum Beispiel die Azteken besaĂen eine Ă€uĂerst fatalistische Weltsicht, in der der Tod allgegenwĂ€rtig war
Und wie so viele Elemente der ursprĂŒnglichen Kultur der Region ist auch dieses Weltbild synkretisch mit den christlichen Traditionen verschmolzen, was in Mexiko kulturelle Besonderheiten geschaffen hat, die Ă€uĂerst interessant sind. So wird in einigen Regionen Mexikos zum Beispiel La Santa Muerte â âder heilige Todâ â verehrt: eine Statue, die ein Skelett darstellt, jedoch angezogen und verziert ist wie eine christliche Madonna. Und nicht nur das: Ob SchlĂŒsselanhĂ€nger, Halskette oder Wandschmuck â Skelette und Totenköpfe trifft man in allen mexikanischen Haushalten an. Besonders schön zur Geltung kommt dieses Motiv im Werk des mexikanischen Kupferstechers JosĂ© Guadalupe Posada, der die beliebte Figur La Catrina geschaffen hat, ein herausgeputztes, weibliches Skelett mit groĂem Hut, das im Laufe der Zeit zu einer Art Symbol der Kultur Mexikos geworden ist.
La famosa "La Catrina" en versiĂłn graffiti
Mexikanische TĂ€nze und Feste
Wie sehr in Mexiko Kultur und Traditionen aus der Verschmelzung der Völker hervorgegangen sind, erkennt man an den unzĂ€hligen TĂ€nzen, Ritualen und Volksfesten des Landes. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Varianten, die teilweise auf die Ureinwohner zurĂŒckgehen, teilweise aus Europa importiert wurden, in den meisten FĂ€llen jedoch durch die Fusion beider Welten entstanden sind. Der Karneval beispielsweise wurde von den Spaniern eingefĂŒhrt. Allerdings war er vielerorts den oberen Schichten bzw. den âWeiĂenâ vorbehalten, wĂ€hrend die unteren Schichten bzw. die Ureinwohner nicht daran teilnehmen durften. Diese nahmen das jedoch mit Humor und begannen, den Karneval der Oberschicht mit skurrilen KostĂŒmen und TĂ€nzen zu parodieren. Aus diesen Parodien sind ganz eigentĂŒmliche Varianten des Festes entstanden, wie zum Beispiel der Tanz der Chinelos im Karneval von Morelos oder Tanz der Parachicos im Karneval von Chiapas.
Der Karneval von Tenosique ist ein sehr besonderer Fall, da er eindeutig vorkolumbische Wurzeln hat
Der Karneval von Tenosique seinerseits ist ein sehr besonderer Fall, da er eindeutig vorkolumbische Wurzeln hat. Anscheinend hatten die Ureinwohner (Mayas in diesem Fall) eine dem europÀischen Karneval sehr Àhnliche Tradition, bei der TÀnze wie der Danza del pochó zelebriert wurden.
Bei vielen mexikanischen TÀnzen ist ein eindeutiger europÀischer Einfluss erkennbar. Es gibt jedoch einige sehr bemerkenswerte Ausnahmen, wie zum Beispiel den Danza del Venado des Yaqui-Volkes, oder den Danza de los Voladores, ein ritueller Tanz, der von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe der Menschheit erklÀrt wurde. Um die authentischen und interessantesten Volksfeste Mexikos kennen zu lernen, lohnt es sich, die kleinen Dörfer zu besuchen, in denen die Traditionen am meisten am Leben erhalten werden.
Der mexikanische Karneval zeichnet sich durch Farbenpracht und auĂergewöhnliche KostĂŒme aus
Mexikanisches Kunsthandwerk und Textilien
Genau wie alle kulturellen Errungenschaften Mexikos zeichnet sich auch das mexikanische Kunsthandwerk durch seine ausgesprochene Vielfalt und seine jahrtausendealte Tradition aus. Von der berĂŒhmten filigranen Kunst der Huicholen, ĂŒber die fantasievollen Alebrijes bis hin zu den kunstvoll gewebten Huipiles der Frauen aus YucatĂĄn: die Farbenpracht, die Meisterschaft und der symboltrĂ€chtige Charakter der handwerklichen Erzeugnisse zeigt ganz klar, wie sehr die Kultur Mexikos von den unzĂ€hligen indigenen Völkern der Region geprĂ€gt wurde. Wenn man in Mexiko authentisches Kunsthandwerk kaufen will, geht man am besten direkt dorthin, wo es hergestellt wird, d.h. in die kleinen Dörfer und indigenen Gemeinschaften. So stellt man nicht nur sicher, dass man Produkte von hoher QualitĂ€t erwirbt, sondern auch, dass das Geld direkt bei den Erzeugern ankommt.
Frauen mit traditionellen Trachten
Mexikanische KĂŒche: Weltkulturerbe der UNESCO
Die mexikanische KĂŒche ist nicht nur lecker, nein: Sie gehört auch in ihrer Gesamtheit zum Weltkulturerbe der Menschheit. Eine ĂŒberraschende Tatsache! Und zwar wurde sie von der UNESCO ins immaterielle Kulturerbe aufgenommen, weil es bei ihr nicht alleine ums Essen geht. Die landwirtschaftlichen Verfahren, Bearbeitung der Lebensmittel, Zubereitungsarten, KochgefĂ€Ăe und Rituale der mexikanischen KĂŒche sind Tausende von Jahren alt und tragen dazu bei, die Traditionen und das Wissen der Ureinwohner Mexikos zu bewahren. Insbesondere die Kultur des Maises und des Kakaos sind mit uralten Ritualen verbunden, die deutlich machen, wie sehr in Mexiko Kultur und Gastronomie miteinander verbunden sind. Bei einem Urlaub in Mexiko solltest du unbedingt authentisches mexikanisches Essen wie die exotischen AgavenwĂŒrmer oder Cochinita pibil probieren, das man auĂerhalb des Landes nicht bekommt. Es lohnt sich!