Nationalpark Los Haitises: Einladung zu einer geologischen Zeitreise
Unberührter Urwald, verschlungene Mangrovenwälder und skurrile Karsthügel mitten im Wasser: Der Nationalpark Los Haitises lädt ein zu einem Abenteuer in der wildesten Natur der Dominikanischen Republik
Wenn man sich mit dem Boot den ersten, aus dem türkisblauen Wasser herausragenden Karsthügeln nähert, meint man, man wäre unterwegs eingeschlafen und in ein anderes Land entführt worden. Die zerklüftete Küste im Nationalpark Los Haitises erinnert mit ihren charakteristischen, mit dichter Vegetation bewachsenen Karsthügeln – Mogotes genannt – an die traumhaften Landschaften Südostasiens. Aber wir sind noch immer in der Karibik, wovon nicht zuletzt die Petroglyphen zeugen, die die Ureinwohner der Insel Hispaniola in den unzähligen Karsthöhlen des Nationalparks hinterlassen haben.
Ein Ausflug in den Park Los Haitises ist deshalb nicht nur ein Abenteuer in der Natur, sondern auch eine kleine Zeitreise, wovon sich schon Steven Spielberg bewusst war, der hier Szenen seines Klassikers Jurassic Park drehte. Ein Ausflug nach Los Haitises ist ein Muss bei einem Urlaub in der Dominikanischen Republik und bietet mit Kajaktouren durch Mangrovensümpfe, Wanderungen durch dichte Nebelwälder und der Erkundung tiefer Höhlen ein unvergessliches Erlebnis.
Karstgestein im Nationalpark
Los Haitises in der Bucht von Samaná: das Paradies im Paradies
Der Nationalpark Los Haitises liegt eingebettet in der Bucht von Samaná, einem der beliebtesten Ausflugsziele in der Dominikanischen Republik, das generell für seine atemberaubende Natur und seine sagenhaften Strände berühmt ist. Von Januar bis März kann man hier im Schutzgebiet für Meeressäugetiere Wale beobachten, und das ganze Jahr über kann man den farbenfrohen Meeresgrund beim Tauchen oder Schnorcheln entdecken oder auch in die üppigen Regenwälder des Landesinneren vordringen. Denn die Bucht von Samaná ist eines der beliebtesten Gebiete zum Wandern in der Dominikanischen Republik.
Der Nationalpark Los Haitises ist nur mit dem Boot zu erreichen, was zu seinem Schutz und seiner Unberührtheit beiträgt
So kann man seinen Ausflug nach Los Haitises mit dem Besuch anderer Naturwunder der Region verbinden oder auch nach der Tour an einem der herrlichen Strände der Samaná-Halbinsel relaxen. Der Nationalpark Los Haitises ist nur mit dem Boot zu erreichen, was zu seinem Schutz und seiner Unberührtheit beiträgt. Bei der Ankunft beeindrucken schon von Weitem die kegelförmigen Felsen rundherum der tiefgrünen Küste.
Ankunft in der Bahía de San Lorenzo
Eine besondere Geologie: die Mogotes im Nationalpark
Das herausragende Merkmal des Nationalparks Los Haitises sind die vielen Karsthügel, die sich vor der Küste mit ihrer charakteristischen Kegelform erheben. Diese Hügel – Mogotes genannt – sind typisch für die karibischen Inseln, man findet sie etwa auch auf Kuba und Puerto Rico. Dort sind sie jedoch eher an Land anzutreffen. Der Reiz des Nationalparks Los Haitises besteht darin, dass die Hügel sich entlang der Küste erstrecken und von Wasser umgeben sind – ein wahres Paradies für Vogelarten wie Pelikane und Fregattvögel.
Das Karstgestein des Parks ist korallenen Ursprungs und hat sich vor etwa 50 Millionen Jahren gebildet
Das Karstgestein des Parks ist korallenen Ursprungs und hat sich vor etwa 50 Millionen Jahren gebildet. Die Jahrtausende lange Korrosion des Karstgesteins hat außer den Mogotes auch zahlreiche über- und unterirdische Höhlen gebildet, die teilweise mit dem Kajak befahrbar sind oder aber auch schwimmend oder tauchend erreicht werden können. All diese Besonderheiten machen den Park zu einem der bedeutendsten Nationalparks in der Dominikanischen Republik.
Die Karstfelsen sind ein Paradies für Vögel
Artenvielfalt im Nationalpark Los Haitises
Aber nicht nur die Geologie macht diesen Ort besonders. Los Haitises beherbergt außerdem eine sehr vielfältige Flora und Fauna, die den Park besonders schützenswert macht. Große Teile des Nationalparks sind deshalb auch für die Öffentlichkeit gesperrt. Einige endemische Arten der Dominikanischen Republik wie der Dominikanische Schlitzrüssler sind hier zuhause. Leider befindet sich die Population vieler Arten in einem kritischen Zustand, einige sind selbst direkt vom Aussterben bedroht. Ein weiterer Grund, Los Haitises mit besonderer Vorsicht zu behandeln.
Einige endemische Arten der Dominikanischen Republik wie der Dominikanische Schlitzrüssler sind hier zuhause
Auf deinem Ausflug wirst du vor allem sehr viele Vogelarten wie Pelikane, Kormorane oder Fregattvögel zu sehen bekommen, aber mit etwas Glück zum Beispiel auch Delphine. Los Haitises dient darüber hinaus zahlreichen Zugvogelarten als Ruhepunkt.
Ein großer Teil des Parks besteht aus Mangrovenwäldern
Aktivitäten in Los Haitises
Die Bootstour entlang der zerklüfteten Küste ist an sich schon beeindruckend, aber natürlich kann man im Nationalpark Los Haitises auch an Land gehen. Hier finden wir zwei Arten von Vegetation vor: Zum einen den dichten subtropischen Nebelwald mit einer Vielfalt an Baumarten und herrlichen wildwachsenden Blumen wie Bromelien und Orchideen; zum anderen den größten zusammenhängenden Mangrovenwald der Karibik, in dem sich zahlreiche Reptilien und Vögel verstecken.
Eine Kajak-Tour ist eine der besten Arten, diese einmalige natürliche Umgebung zu genießen
Ersteren kann man auf leichten, geführten Wanderungen erkunden, da das Terrain keine größeren Steigungen besitzt; letzteren durchstreift man am besten mit einem Kajak, das eine der besten Arten darstellt, diese einmalige natürliche Umgebung zu genießen. Auch geführte Tauch- und Schnorchelerlebnisse werden angeboten. Eine weitere der beliebten Aktivitäten in Los Haitises ist der Besuch einer der unzähligen Höhlen im Karstgestein, in denen die Ureinwohner ihre Höhlenmalereien und Petroglyphen hinterlassen haben.
Eine der unzähligen Höhlen im Nationalpark
Kulturelles Erbe der Taínos in den Karsthöhlen
Archäologische Funde in den Höhlen von Los Haitises deuten darauf hin, dass diese bereits vor 3.000 Jahren bewohnt gewesen sind. Die Petroglyphen und Höhlenmalereien, die wir heute dort bewundern können, sind jedoch etwas jüngeren Datums. Sie stammen von den Taínos, den Ureinwohnern der Großen Antillen, denen der Park auch seinen Namen verdankt. „Haiti“ bedeutet in deren Sprache nämlich so viel wie „Hügel“ oder „hügeliges Land“, und richtig: der Name des Nachbarlandes der Dominikanischen Republik (Haiti) hat den gleichen Ursprung.
Es gibt im Nationalpark Los Haitises unzählige Höhlen mit Höhlenmalereien, von denen einige öffentlich zugänglich sind
Die Taínos als Volk haben sich im Zuge der Eroberung der Antillen durch die Europäer kulturell assimiliert, aber ihre Vorfahren haben sehr viele kulturelle Spuren hinterlassen, nicht nur in der Karibik sondern weltweit. Man denke etwa an eine ihrer genialen Erfindungen: die Hängematte! Auch viele Wörter der europäischen Sprachen - wie etwa Ananas oder Tabak – sind der Sprache der Taínos entlehnt. Es gibt im Nationalpark Los Haitises unzählige Höhlen mit Höhlenmalereien, von denen einige öffentlich zugänglich sind, wie etwa die Cueva de la Línea oder die Cueva de la Arena. In Kombination mit den Erläuterungen eines kundigen Führers sind diese Höhlen eine einmalige Gelegenheit, sich der Kultur dieses faszinierenden Volkes zu nähern.
Felsbilder der Ureinwohner Hispaniolas
Wie besucht man am besten den Nationalpark Los Haitises?
Die meisten Nationalparks der Dominikanischen Republik sind ohne Führung gar nicht zugänglich, aber bei Los Haitises kommt ohnehin noch die Schwierigkeit hinzu, dass man ein Boot benötigt. Eine geführte Tour ist also obligatorisch. „Auf eigene Faust“, wie man so schön sagt, kann der Park nicht erkundet werden. Es ist natürlich wohl möglich, selber anzureisen und die Tour vor Ort beim Bootsanleger zu buchen, um die Fähre für die Los Haitises-Tour zu nehmen. So ist man ungebundener und lernt sicher auch viel von Land und Leuten kennen. Die Fähren legen an verschiedenen Orten wie Samaná-Stadt, Sánchez oder Sabana de la Mar ab. Letzterer ist mit dem Mietwagen ab Punta Cana in etwa zwei Stunden zu erreichen.
Für den Besuch des Nationalparks ist eine geführte Tour obligatorisch
Da man sich im Nationalpark aber sowieso nicht frei bewegen kann, ist eine komplett organisierte Tour oft die bessere Option, da sie mehr Möglichkeiten bietet, spezielle Aktivitäten zu unternehmen und auf besondere Wünsche einzugehen. Die Ausflüge werden zum Beispiel ab den Hotels in Punta Cana angeboten, so dass du dich weder um die Anreise noch um den Guide für den Nationalpark zu kümmern brauchst. Auch ab der Hauptstadt Santo Domingo werden Touren nach Los Haitises angeboten, und viele Urlauber besuchen den Park im Zuge einer Rundreise durchs Land. Für welche Option du dich auch entscheidest, du solltest dir dieses Erlebnis auf keinen Fall entgehen lassen.
Auf Erkundungstour im Park