Nationalparks Andalusien: vom Hochgebirge bis zur Dünenlandschaft
Die drei Naturgebiete mit dem höchsten Schutzstatus in Andalusien sind einen (oder auch mehrere) Besuche wert. Entdecke, welche Nationalparks Andalusien zu bieten hat
Andalusien ist eine Region von großer landschaftlicher Schönheit und Vielfalt, und das gilt nicht nur für ihre herrlichen Strände. Vom höchsten Gipfel der Iberischen Halbinsel – dem Mulhacén – über ausgedehnte Wälder mit reißenden Bächen und imposanten Wasserfällen bis hin zu Feuchtgebieten mit hohem ökologischen Wert: kein Zweifel, dass Andalusien eine der schönsten Regionen Spaniens für Natur- und Wanderfreunde ist. Und so beherbergt die Region neben unzähligen Natur- und Landschaftsparks auch ganze drei Nationalparks. Andalusien liegt damit nach den Kanarischen Inseln auf Platz 3 der Autonomen Regionen Spaniens mit dieser Art von Naturschutzgebiet. Jedes einzelne davon hat seine eigenen Charakteristiken und jedes ist einen Besuch wert. Wenn du also als Naturliebhaber deinen nächsten Urlaub in Andalusien planst, solltest du zumindest in einem von ihnen vorbeischauen.
Doñana: der älteste und wichtigste der Nationalparks Andalusiens
Nationalpark, Naturpark, Biosphärenreservat und Weltnaturerbe der UNESCO: Die Zahl der übergreifenden Schutzstatus zeigt, wie wichtig dieses Gebiet nicht alleine für Spanien ist. Der Nationalpark Doñana in Andalusien umfasst nicht nur das größte Feuchtgebiet Europas, das hunderten von Vogelarten bei ihrer Migration von Afrika nach Europa als Ruheplatz dient, sondern ist ebenfalls das Zuhause verschiedener gefährdeter Arten wie des Iberienadlers und insbesondere der Pardelluchses. Der Bestand des letzteren hat sich glücklicherweise dank des 2001 initiierten Schutzprogramms, als nur noch 94 Exemplare gezählt wurden und die Art kurz vor dem Aussterben stand, auf stolze 2000 Exemplare erholt. Eine wahre Erfolgsgeschichte des Artenschutzes!
Der Bestand des Pardelluches hat sich dank des 2001 initiierten Schutzprogramms, als die Art kurz vor dem Aussterben stand, glücklicherweise erholt
Der Nationalpark Doñana verteilt sich über die Provinzen Cádiz und Huelva an der sogenannten Costa de la Luz, der Naturpark liegt in der Provinz Sevilla. Sowohl bei einem Urlaub in Huelva als auch bei einem Urlaub in Cádiz bietet sich der Besuch also an. Die einmalige geographische Lage von Doñana, an der Mündung des Guadalquivir, zwischen Europa und Afrika, nahe der Straße von Gibraltar hat eine Artenvielfalt ermöglicht, die einmalig in Europa ist. Neben den Feuchtgebieten mit ihren charakteristischen Flamingos gibt es in Doñana ebenfalls gewaltige Dünen (sowohl Wanderdünen als auch gebundene Dünen) und Pinienwälder, die eine reiche Flora und Fauna beherbergen. Gerade darum ist es so wichtig, dieses Gebiet zu schützen, das mit großen Problemen zu kämpfen hat, die vor allem mit der Dürre zu tun haben.
Nicht mehr auf der roten Liste: der Pardelluchs
Wann besucht man den Nationalpark Doñana?
Dieser Nationalpark in Andalusien kann das ganze Jahr über besucht werden und einer seiner Reize besteht darin, dass er zu jeder Jahreszeit ein ganz anderes Erlebnis zu bieten hat. Am wenigsten zu empfehlen ist vielleicht der Sommer, da es für einen selber zu heiß sein kann und auch für die Tiere, die im Allgemeinen weniger Tiere zu sehen sind. Andererseits kann man zu dieser Jahreszeit natürlich die herrlichen Strände genießen. Besonders angenehm ist der Besuch im Herbst, nach den ersten Regenfällen, wenn sich die Feuchtgebiete mit Wasser und damit auch mit Vögeln füllen. Vogelbeobachter finden ihr Eldorado jedoch im Winter, wenn der Park hunderte von Arten an Zugvögeln empfängt.
Flamingos in Doñana
Wie besucht man den Nationalpark Doñana?
Der vielleicht schönste der Nationalparks in Andalusien verfügt über sechs Besucherzentren, von denen verschiedene Wanderwege ausgehen, die man auf eigene Faust entdecken kann. Sie bestehen aus Holz und sind damit teilweise auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Es ist wichtig, nicht von den offiziellen Wanderwegen abzuweichen. Auch die 33 km langen Strände des Naturschutzgebiets können auf eigene Faust besucht werden. Das beste Erlebnis bietet jedoch eine geführte Tour durch den Nationalpark, nicht nur, weil man hierbei sehr viele Informationen über Flora, Fauna und Geschichte des Parks bekommt, sondern auch, weil man auf diese Weise Zugang zu Teilen des Parks erhält, die nicht frei zugänglich sind.
Die Touren werden sowohl vom Park selber organisiert als auch von privaten Unternehmen. Abgesehen von den Touren im Geländewagen gibt es ebenfalls die Option, eine Bootstour ab Sanlúcar de Barrameda in den Park hinein mit verschiedenen Stopps unterwegs zu machen. Es empfiehlt sich, die gewünschte Tour rechtzeitig zu reservieren, insbesondere, wenn man an einer speziellen Thematik interessiert ist. So gibt es etwa spezielle Touren, um Pardelluchse in freier Wildbahn zu sehen. Andere Aktivitäten in Doñana sind zum Beispiel Ausritte zum Sonnenuntergang oder Flüge im Heißluftballon, um das wunderschöne Panorama dieses Nationalparks in Andalusien von oben zu betrachten.
Artenvielfalt in Doñana
Sierra Nevada: der höchstgelegene der Nationalparks Andalusiens
Auch die Sierra Nevada umfasst sowohl einen Natur- als auch einen Nationalpark. Der Nationalpark Sierra Nevada wurde im Jahre 1999 erklärt und schützt insbesondere das Gebiet rund um die erhabenen Gipfel, worunter der Mulhacén, der höchste Punkt der Iberischen Halbinsel. Der ökologische Wert dieses Parkes ergibt sich insbesondere aus seiner ungewöhnlichen und besonders reichen Flora und Fauna: Nach Ende der letzten Eiszeit fanden viele an die Kälte angepasste Arten in der Sierra Nevada aufgrund ihrer Höhe und den besonderen geologischen und geographischen Bedingungen ihren letzten Zufluchtsort. So bildete sich eine Flora und Fauna, die äußerst ungewöhnlich für die Breitengrade ist, in denen sich die Bergkette befindet und die kaum etwas mit der mediterranen Vegetation im restlichen Andalusien zu tun hat.
Nach Ende der letzten Eiszeit fanden viele an die Kälte angepasste Arten in der Sierra Nevada aufgrund ihrer Höhe und den besonderen geologischen und geographischen Bedingungen ihren letzten Zufluchtsort
Dieser einmalige Nationalpark in Andalusien beherbergt denn auch ganze 66 endemische Arten, worunter der sogenannte Schneewegerich (Plantago nivalis), der auf Spanisch „Schneestern (estrella de las nieves) genannt wird und der als Wahrzeichen des Parkes gilt. Zusätzlich zu dieser biologischen Vielfalt bietet der Nationalpark zudem überwältigende Landschaften, die den Atem verschlagen, mit schneebedeckten Gipfeln im Winter, tiefen und markanten Schluchten, reißenden Bächen und hohen Wasserfällen.
Verschneite Berge der Sierra Nevada
Wann besucht man den Nationalpark Sierra Nevada?
Die beste Zeit, um den Nationalpark Sierra Nevada zu besuchen, hängt ein bisschen davon ab, was man vorhat. Zum Skifahren muss man selbstverständlich in den Wintermonaten kommen (die Skisaison dauert etwa von Anfang Januar bis Ende März). Für die meisten anderen Aktivitäten wie Wandern, Felsklettern, Rafting, etc. eignen sich der Frühling und der Herbst. Im Winter ist es in den verschneiten Bergen zu gefährlich zum Wandern und im Sommer ist es zu heiß. Im Frühling ist die Natur besonders schön, da die Flüsse dann viel Wasser führen und die Pflanzenwelt grünt und blüht.
Der Río Lanjarón in der Sierra Nevada
Wie besucht man den Nationalpark Sierra Nevada?
Einer der großen Reize dieses Nationalparks in Andalusien ist seine Nähe zu wunderschönen Dörfern und Städten, allen voran die Stadt Granada und die malerische Kulturlandschaft der Alpujarra. So kann man in dieser Region perfekt einen Kultur- mit einem Natururlaub verbinden. Wenn man zum Beispiel sein Hotel in Granada gebucht hat, ist man mit dem Auto in weniger als einer Stunde im Herzen des Nationalparks. Besonders spektakulär sind auch die Aussichten von der Stadt auf die berühmte Alhambra mit der Sierra Nevada im Hintergrund. Auch von den Dörfern der Alpujarra wie Bubión oder Capileira gibt es immer wieder spektakuläre Ausblicke.
Zu den beliebtesten Aktivitäten in Sierra Nevada gehören selbstverständlich Skifahren und Wandern. Für letztere Aktivität ist besonders die Vereda de la Estrella zu empfehlen, eine 20 km lange Route, die größtenteils eben verläuft, aber auf großer Höhe liegt, so dass sie spektakuläre Ausblicke auf die höchsten Berge der Iberischen Halbinsel zu bieten hat. Auch Radfahren und Mountainbiking sind beliebte Aktivitäten, so hat die jährliche Vuelta a España immer auch eine Etappe in diesem Nationalpark Andalusiens. Aber dank ihres markanten geologischen Profils hat die Bergkette noch viele weitere Aktivitäten zu bieten, worunter Felsklettern, Rafting, Canyoning oder Paragliding. Sehr beliebt sind auch Ballonfahrten ab Granada, um die Erhabenheit der Sierra Nevada aus der Höhe zu betrachten.
Vereda de la Estrella: der beliebteste Wanderweg der Sierra Nevada
Sierra de las Nieves: Nationalpark am Rande der Costa del Sol
Auf den ersten Blick könnten die Namen etwas verwirren: Ist Sierra Nevada und Sierra de las Nieves nicht fast das Gleiche? Nun, Sierra Nevada bedeutet „verschneites Gebirge“, und der Name bezieht sich vor allem auf den Anblick der weißen Gipfel von Weitem. Sierra de las Nieves hingegen bedeutet „Gebirge des Schnees“ und hat einen praktischeren, weniger poetischen Ursprung: Er bezieht sich darauf, dass in früheren Zeiten der Schnee in den höheren Lagen in Brunnen aufbewahrt und von dort aus in die umliegenden Dörfer geliefert wurde, um ihn als Kühlmittel zu verwenden.
Der Name Sierra de las Nieves bezieht sich darauf, dass in früheren Zeiten der Schnee in den höheren Lagen in Brunnen aufbewahrt und von dort aus in die umliegenden Dörfer geliefert wurde, um ihn als Kühlmittel zu verwenden
Wie dem auch sei, ist die Sierra de las Nieves heute der jüngste Nationalpark Andalusiens, dem erst im Jahre 2021 diese Ehre zuteil kam. Grund für diesen besonderen Schutzstatus ist auch hier die geologische und biologische Vielfalt der Region. So ist der Park praktisch das einzige Gebiet, in dem die Spanische Tanne (span. Pinsapo) heimisch ist, die ausgedehnten Wälder bildet, die als Grundlage für eine außerordentliche Artenvielfalt dienen. Dazu kommen die vielen herrlichen Flüsse, die nicht nur einen ökologischen Wert haben, sondern auch besonders reizvolle landschaftliche Panoramen bieten.
Die Spanische Tanne ist allgegenwärtig
Wann besucht man den Nationalpark Sierra de las Nieves?
Die Sierra de las Nieves ist etwas weniger hoch als die Sierra Nevada (der höchste Punkt ist der Torrecilla mit 1.919 Metern). Deshalb gibt es hier denn auch kein Skigebiet. Es ist ja schon bemerkenswert genug, dass es im sonst so warmen Andalusien Nationalparks mit heftigem Schneefall gibt. Dafür ist der Winter aber durchaus eine gute Zeit zum Wandern in dieser Region, solange man nicht allzu hoch hinauswill, da man dann auch hier mit Schnee rechnen muss. Im Winter sind auch Regenfälle häufiger, dafür erstrahlt die Landschaft aber in einem saftigen Grün. Als beste Reisezeit gelten auch hier der Frühling und der Herbst, da man im Sommer teilweise mit extremer Hitze rechnen muss. Wenn man Wanderurlaub mit Strandurlaub kombinieren möchte, kommt man am besten im Herbst, da das Mittelmeer zu dieser Zeit noch angenehm warm ist.
Die Sierra de las Nieves ist von Flüssen durchzogen
Wie besucht man den Nationalpark Sierra de las Nieves
Die Sierra de las Nieves ist ein ausgesprochenes Wanderparadies. Ein ausgedehntes Netz an Wanderwegen durchziert diesen Nationalpark Andalusiens und hat Routen für jedes Niveau zu bieten. Einer der großen Vorteile dieses Parks ist seine Nähe zur beliebten Costa del Sol. So gehen verschiedene schöne Wanderwege von Marbella und anderen beliebten Urlaubsorten in Málaga aus und kann man im selben Urlaub Meer und Berge in vollen Zügen genießen.
Zu den beliebtesten Attraktionen im Nationalpark Sierra de las Nieves gehören der Río Turón, entlang dessen Verlauf man wundervolle Uferlandschaften entdecken kann; die Wanderroute zur Cueva del Agua (wörtlich: „Wasserhöhle“), von der aus man einen spektakulären Ausblick über die Tannenwälder erhält; oder der Peñón de los Enamorados („Felsen der Verliebten“) mit 1.748 m Höhe, dessen Besteigung eine echte Herausforderung darstellt. Eines der Wahrzeichen des Nationalparks ist der sogenannte Pinsapo de la Escalereta, ein Exemplar der Spanischen Tanne, deren Alter auf 400 bis 500 Jahre geschätzt wird. Aufgrund ihres Altes und ihrer Größe (26 m Höhe und 5 m Stammumfang) wurde sie als eine der ersten Andalusiens zum Naturdenkmal erklärt und steht heute symbolisch für den Kampf gegen den Verlust unserer Wälder durch Dürre und Waldbrände.
Landschaft im Nationalpark Sierra de las Nieves