Spanische Gerichte nach Region: Woher kommen Tortilla, Paella & Co.?

Die spanische Küche ist vielfältig aufgrund ihrer regionalen Unterschiede. Echt "spanische Gerichte" gibt es wenige. Entdecke, wo was gegessen wird.

Spanische Spezialitäten gibt es in äußerster Vielfalt.
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Die spanische Küche ist eine sehr vielfältige Küche. Das hat vor allem mit den großen regionalen Unterschieden zu tun, denn richtig „spanische Gerichte“ gibt es eigentlich kaum. Ausnahmen wie die spanische Tortilla, die tatsächlich für das ganze Land typisch ist, bestätigen zwar die Regel, aber die meisten Gerichte wie die sogenannte „spanische“ Paella haben in Wirklichkeit einen ausgeprägt regionalen Charakter. Das liegt nicht zuletzt an der besonderen Geographie der Iberischen Halbinsel. Die Klimaverhältnisse und Böden an der Ostküste haben nichts mit denen der spanischen Hochebene zu tun, und das raue Klima im Norden nichts mit dem mediterranen Klima im Süden, so dass traditionell überall ganz unterschiedliche Lebensmittel angebaut wurden. Beim ersten Urlaub in Spanien will man natürlich „typisches spanisches Essen“ und achtet man nicht so auf die feinen Unterschiede. Aber wenn man auf den Geschmack gekommen ist, möchte man sicher auch die regionalen Spezialitäten unterscheiden lernen. Hier eine kleine Übersicht.

Der Süden: typisches Essen in Andalusien und Murcia

Der Süden Spaniens ist ein von der Natur mit fruchtbaren Böden und beneidenswertem Klima gesegneter Ort. Hier wächst praktisch alles. In einigen Gegenden wie der sogenannten Costa Tropical in Granada werden sogar exotische Früchte wie Mangos oder Avocados angebaut. Typisches Essen in Andalusien enthält dementsprechend viel Gemüse. Die wohl bekanntesten andalusischen Gerichte sind Gazpacho und Salmorejo, kalte Gemüsesuppen, die besonders im Sommer äußerst erfrischend sind. Aber auch die lange Küste dieser Region hat Einfluss auf die andalusische Küche, denn Fisch und Meeresfrüchte gibt es in vielen Varianten. Besonders beliebt ist der so genannte Pescaíto Frito (frittierter Fisch) aus Cádiz und Málaga, den man oft in Papiertüten zum Mitnehmen bekommt, um ihn gemütlich am Strand zu verzehren. Das typische Gericht der kleinen Autonomen Region Murcia, deren Küche ebenfalls von Gemüse und Fisch geprägt ist, ist der Zarangollo, eine Art Rührei mit Zucchini.

Um Spanisch zu kochen, verwendet man am besten spanische Lebensmittel.

Die Ostküste: katalanische und valencianische Küche

Der Osten Spaniens ist vor allem für seine Orangen- und Reisfelder bekannt. Hier werden autochthone Reissorten mit geschützter Herkunftsbezeichnung angebaut. So ist es nicht verwunderlich, dass vor allem Valencia für seine vielfältigen Reisgerichte bekannt ist. Die valencianische Paella mit ihren verschiedenen Varianten ist mit Sicherheit am bekanntesten, aber die valencianische Küche hat auch viele andere Leckerbissen zu bieten. Schwarzer Reis (Arroz negro) etwa, der seine Farbe durch die Tinte des Tintenfischs erhält, oder Fideuà, das auf den ersten Blick wie Paella aussieht, aber mit Fadennudeln zubereitet wird. Die Zubereitung in der typischen Paella-Pfanne ist vielen valencianischen Gerichten gemeinsam. Was die katalanische Küche betrifft, so ist die bekannteste Spezialität äußerst einfach: es handelt sich um das berühmte Pa amb tomàquet (katalanisch für „Brot mit Tomate“). Aber auch katalanische Süßspeisen sind äußerst beliebt, insbesondere die verführerische und kalorienreiche Crema catalana.

Typisches spanisches Essen gibt es nicht: jede Region ist anders.

Die Nordküste: traditionelle spanische Gerichte aus Galicien, Asturien, Kantabrien und Baskenland

Eigentlich ist diese gastronomisch äußerst interessante Region zu vielfältig, um sie in einem Absatz zusammenzufassen. Viele berühmte spanische Gerichte stammen hierher. Die Menschen leben traditionell vom Fischfang, und noch heute kann man hier den besten Fisch und die besten Meeresfrüchte von ganz Spanien essen. In Galicien etwa gibt es den in ganz Spanien beliebten Polbo á feira (im restlichen Spanien als Pulpo a la gallega bekannt), den „Festtagstintenfisch“. Aber auch herzhafte Eintöpfe bekommt man hier wie das Nationalgericht von Asturien, die Fabada (ein Bohneneintopf mit verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten) oder den Cocido montañés aus Kantabrien, der außer weißen Bohnen auch Kichererbsen und Blattkohl enthält. Wer ins Baskenland fährt, der kommt nicht umhin, die berühmten Pintxos zu probieren, kleine Häppchen auf Brot, die mit einem Zahnstocher zusammengehalten werden. Aber der Star der baskischen Küche ist wohl der Bacalao al pil-pil, Kabeljau in pikanter Sauce.

Der Nordosten: Spanische Spezialitäten aus Navarra, Aragón und La Rioja

Diese Region ist vor allem für beste spanische Weine bekannt, hat aber auch viele köstliche spanische Spezialitäten zu bieten. Vor allem herzhafte Gerichte bekommt man hier wie etwa  Patatas a la Riojana aus La Rioja, das mit Kartoffeln, Chorizo-Wurst und Paprikapulver zubereitet wird. Oder die verschiedenen Zubereitungsarten des Ternasco de Aragón, des zarten Lammfleisches der einheimischen Schafsarten aus Aragón. Das berühmteste Gericht aus Navarra sind die Pimientos de piquillo rellenos, mit Kabeljau gefüllte kleine Paprikaschoten. Und selbstverständlich sollte man all diese Köstlichkeiten mit einem guten Glas Wein aus derselben Region begleiten (das gilt übrigens für spanische Gerichte im Allgemeinen).

Die spanische Küche glänzt in ihren regionalen Varianten.

Die Meseta: typisches Essen in Madrid, Kastilien und Extremadura

Das spanische Hochland (La Meseta) hat auf den ersten Blick ungünstige Voraussetzungen für die Landwirtschaft: hohe Lage (durchschnittlich 600 m) und extreme Klimaverhältnisse (mehrere Monate Frost und mehrere Monate extreme Hitze). Das wird jedoch durch den äußerst fruchtbaren Boden dieser Region ausgeglichen. Aus Kastilien-La Mancha stammt der berühmte Pisto manchego, ein reines Gemüsegericht, das oft mit einem Spiegelei begleitet wird. Für Kastilien und León ist das Cochinillo asado typisch, gegrilltes Spanferkel. Madrid hat über die Jahrhunderte Einwanderer aus verschiedenen Teilen Spaniens aufgenommen und somit als Schmelztiegel für verschiedenste spanische Lebensmittel und spanische Gerichte gedient. Das Madrider Gericht par excellence ist der Cocido madrileño, ein Kichererbseneintopf mit äußerst reichhaltigen Zutaten. Und im Land der Hirten, Extremadura, treffen wir ein echtes Hirtengericht an: die Migas extremeñas, die auf Basis von Hirtenbrot zubereitet werden.

Die Inseln: balearische und kanarische Spezialitäten

Diese beiden Regionen liegen geographisch am weitesten voneinander entfernt, haben aber ihren Inselcharakter gemeinsam. Kanarische Spezialitäten sind wohl die exotischsten spanischen Gerichte. Das liegt zum einen an den besonderen Zutaten, denn kanarische Lebensmittel  wie etwa Gofio-Mehl oder kanarisches Schwein gibt es nur auf den Kanaren. Zum anderen liegt es am Einfluss der Ureinwohner sowie der karibischen Länder auf die kanarische Küche. Leckerbissen wie Papas con mojo picón, Sancocho canario oder Queso frito sollte man sich im Kanarenurlaub nicht entgehen lassen. Von den Balearen kennt man typische mallorquinische Gerichte wie Frito mallorquín, aber die Inseln sind vor allem für ihr leckeres süßes Gebäck wie etwa die Ensaimadas, Pastissets oder Panellets bekannt. Hierbei handelt es sich gleichzeitig um beliebte Souvenirs aus dem Mallorca-Urlaub.


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