Beeindruckende versunkene Städte der Antike und Frühgeschichte

Ruinen unter Wasser haben etwas unsagbar Faszinierendes an sich, erinnern sie uns doch an die Vergänglichkeit alles von Menschen Geschaffenem. Versunkene Städte gibt es rund um die Welt, und einige kann man sogar besichtigen

Versunkene Städte: Kuppel im Archäologiepark von Baiae, Italien.
Inhaltsübersicht
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Einst waren es wichtige Handels- und Kulturzentren, heute sind es Geisterstädte, auf denen die Korallen wachsen. Man braucht nicht nach dem legendären Atlantis zu suchen, um auf mysteriöse versunkene Städte zu treffen. Überall auf der Welt gibt es alte Siedlungen, die durch Tsunamis, Sturmfluten, Erosion oder andere Katastrophen vom Meer begraben wurden und teilweise erstaunlich gut erhalten sind. Viele wurden erst in unseren Tagen von der Unterwasserarchäologie wiederentdeckt, und einige kann man beim Tauchgang im Urlaub besichtigen. Eine besonders spannende Art, sich der Geschichte eines Ortes zu nähern.

Pavlopetri (Griechenland)

Sie wird oft als die älteste der versunkenen Städte bezeichnet. Allerdings sind andere Städte wie Dwarka (siehe unten) eventuell dabei, ihr durch die fortschreitende Forschung den Rang abzulaufen. Dessen ungeachtet ist das Alter von Pavlopetri beeindruckend. Die meisten der erstaunlich gut erhaltenen Gebäude stammen aus der frühen Bronzezeit (etwa 2800 v. Chr.), und einige Funde deuten auf eine Besiedlung seit Ende der Jungsteinzeit (3.000 v. Chr.) hin. 

Pavlopetri wird gilt gemeinhin als die älteste der versunkenen Städte

Pavlopetri liegt im südlichen Griechenland vor der Küste von Lakonien auf der Peloponnes-Halbinsel, einer sehr schönen Region für einen Urlaub in Griechenland mit wichtigen archäologischen Stätten wie den Ruinen von Mykene oder dem Theater von Epidauros. Und wenn du ein geübter Taucher bist, kannst du zusätzlich die Schätze unter Wasser entdecken und zwischen den Ruinen tauchen. Aber mit Vorsicht: der zunehmende Tourismus hat bereits einige Schäden an den wertvollen Ruinen unter Wasser hinterlassen.

Versunkene Städte: Ruinen von Pavlopetri aus der Vogelperspektive.

Luftansicht von Pavlopetri

Port Royal (Jamaika)

Die berühmt-berüchtigte Hafenstadt Port Royal kennt man aus Piratengeschichten und Filmen wie „Fluch der Karibik“. Und tatsächlich war der 1518 von den Spaniern gegründete Hafen zur Zeit der britischen Herrschaft als Sündenpfuhl und Piratennest berüchtigt, in dem viele berühmte Piraten wie etwa Henry Morgan einen geeigneten Unterschlupf fanden. So war der verheerende Tsunami von 1692 vielleicht eine Strafe Gottes? Eine Art modernes Sodom und Gomorrha? Wer weiß... Tatsache ist, dass ein großer Teil der Stadt in diesem Jahr vom Meer verschluckt wurde und trotz späterer Wiederaufbauversuche nicht mehr gerettet werden konnte. Der Teil, der über Land blieb, ist heute ein kleines unbedeutendes Fischerdorf. Die Ruinen sind nicht mehr im allerbesten Zustand (im Vergleich zu anderen versunkenen Städten), aber auf alle Fälle sehenswert und spannend.

Taucher an einem mit Korallen bewachsenen Schiffswrack.

Tauchen an Ruinen und Wracks ist ein spannendes Urlaubserlebnis

Baiae (Neapel)

Der von den Griechen gegründete Hafen Baiae war bei den Römern für seine Heilquellen bekannt, so dass viele reiche Patrizier ihn als Ferienort nutzten. Auch er war wie Port Royal (siehe oben) als Sündenpfuhl berüchtigt. Allerdings war sein Untergang nicht so dramatisch, dass man ihn als neues Sodom und Gomorrha bezeichnen könnte. Es handelte sich vielmehr um eine allmähliche Veränderung des Meeresspiegels, der den Ort auch nur teilweise versenkte. So können Besucher heutzutage einen Archäologiepark an Land sowie einen Unterwasserarchäologieopark bewundern, der durch seine geringe Tiefe auch leicht zugänglich ist. Bei einem Urlaub im Golf von Neapel kann man also nicht nur durch Vulkanausbrüche verlorene Städte wie Pompeji  oder Herculaneum besuchen; Baiae ist durchaus eine sehr interessante und spannende Alternative.

Besucher können in Baiae heutzutage einen Archäologiepark an Land sowie einen Unterwasserarchäologiepark bewundern

So können Besucher heutzutage einen Archäologiepark an Land sowie einen Unterwasserarchäologiepark bewundern, der durch seine geringe Tiefe auch leicht zugänglich ist. Bei einem Urlaub im Golf von Neapel kann man also nicht nur durch Vulkanausbrüche verlorene Städte wie Pompeji oder Herculaneum besuchen; Baiae ist durchaus eine sehr interessante und spannende Alternative.

Versunkene Städte: Statue in den alten Ruinen von Baiae.

Der Archäologiepark von Baiae

Versunkene Städte in Ägypten: Alexandria und Herakleion/Thonis

Die historischen Stätten Ägyptens sind weltberühmt. Weniger bekannt sind im Allgemeinen die Schätze, die sich unter Wasser verbergen. So ist Ägyptens Mittelmeerküste ein wahres Paradies der Unterwasserarchäologie, denn es gibt hier gleich mehrere versunkene Städte zu entdecken. Die bekannteste ist wohl das versunkene Alexandria mit Tempeln und Palästen in unmittelbarer Nähe der Küste. Erst in unserem Jahrtausend hingegen wurde das verloren geglaubte Herakleion (griechischer Name) wiederentdeckt. Bei dieser Entdeckung stellte sich auch heraus, dass es mit dem ägyptischen Thonis identisch ist, das man nur aus alten Schriften kannte. Es handelte sich um ein wichtiges religiöses Zentrum, in dem die Ägypter den Gott Chons verehrten, der später von den Griechen mit Herakles identifiziert wurde (daher der Name der Stadt). 

Erst in unserem Jahrtausend wurde das verloren geglaubte Herakleion wiederentdeckt, das mit dem ägyptischen Thonis identisch ist

Der Untergang geschah wahrscheinlich durch eine Bodenverflüssigung, die durch mehrere Erdbeben verursacht wurde. Leider ist es nicht ganz so einfach, diese Städte unter Wasser bei einem Urlaub in Ägypten zu entdecken. Tauchen in diesem Gebiet stellt sich aufgrund der schlechten Sicht als äußerst schwierig heraus und ist teilweise auch verboten. So ist es besser, sich die Funde aus dem alten Thonis im Nationalmuseum von Alexandria anzusehen.

Versunkene Städte: Architekturelement am Meeresgrund.

Schätze unter Wasser

Rungholt (Nordfriesland)

Das „Atlantis de Nordsee“ wurde 1362 von der Zweiten Marcellusflut – einer verheerenden Sturmflut an der deutschen Nordseeküste, bei der 200.000 Menschen ums Leben kamen – vom Meer begraben. Die Siedlung befand sich auf einer sogenannten Torflinse, einem kleinen, mit dem bloßen Auge nicht als solches erkennbarem Moorgebiet, dessen weicher Boden der Überspülung nicht standhalten konnte. Torflinsen sind häufig für den Einsturz von Bauten verantwortlich. 

Das versunkene Rungholt kann man auf einer Wattwanderung besuchen

Rungholt liegt im nordfriesischen Wattenmeer etwa 150 km nordwestlich von Hamburg und 60 km südwestlich von Flensburg. Diese Ruinen liegen im Watt begraben, was die Erforschung nicht einfach macht. Immer wieder kommen neue Funde zum Vorschein. Um diese versunkene Stadt zu besuchen, benötigt man also keine Tauchausrüstung, sondern muss eine geführte Wattwanderung buchen. Es handelt sich um eine relativ anstrengende Tour, da die Ruinen von Rungholt etwa 14 km von der Küste entfernt liegen, aber die Anstrengung lohnt sich, denn der Besuch ist äußerst spannend.

Wattwanderung im Wattenmeer.

Rungholt muss man auf einer Wattwanderung entdecken

Atlit-Yam (Isreal)

Atlit-Yam dürfte eigentlich nicht in eine Lister versunkener Städte aufgenommen werden, da es sich lediglich um ein Dorf handelte. Es hat jedoch aufgrund seines hohen Alters (6.900 bis 6.300 v. Chr.) eine besondere Bedeutung für die Archäologie. Die Forschung ist sich nicht sicher, weshalb die etwa 10 ha große Siedlung aus der Jungsteinzeit untergegangen ist. Eventuell war ein durch den Ätna verursachter Tsunami schuld. Atlit-Yam wurde übrigens rein zufällig bei einem großen Sturm im Jahre 1984 freigelegt. Vorher wusste man nichts von seiner Existenz. Es liegt vor der Küste von Atlit südlich von Haifa in Israel.

Die Küste von Atlit, vor der sich das untergegangene Atlit-Yam befindet.

Die Küste von Atlit

Dwarka (Indien)

Ebenfalls in diesem Jahrtausend wurde  eine versunkene Stadt vor der Küste von Dwarka im westindischen Golf von Cambay entdeckt. Das genaue Alter der Stadt ist nicht leicht zu bestimmen, da die Forschung durch sehr starke Gezeiten erschwert wird, aber einigen Funden konnte ein Alter von 9.000 Jahren bescheinigt werden. Das bedeutet nicht unbedingt, dass die gesamte Siedlung so alt sein muss, jedoch ist sie auf jeden Fall mindestens so alt wie das oben erwähnte Pavlopetri, wenn nicht noch älter. Weitere Forschungen an dieser archäologischen Fundstätte könnten also so manche Aspekte der Geschichtsschreibung revolutionieren.


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